Abschaffung der Sendung "SWR2 Geistliche Musik" ärgert Kirchenmusiker

Abschaffung der Sendung "SWR2 Geistliche Musik" ärgert Kirchenmusiker
Krimi statt geistlicher Musik: Eine Änderung im Programmschema von SWR 2 erregt Protest von Kunstschaffenden und Kirchenmusikern. Der Sender spricht lediglich von einer "Weiterentwicklung".

Mehr als 50 Kunstschaffende und Kirchenmusiker protestieren gegen die geplante Abschaffung der Sendung „SWR2 Geistliche Musik“. Das Format am Samstagabend soll Krimihörspielen weichen, bestätigte der SWR dem epd am Freitag. Unterzeichner eines Protestbriefs an SWR-Intendant Kai Gniffke sind unter anderen Hans-Christoph Rademann, Leiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart, Wolfgang Rihm, Komponist und Musikwissenschaftler aus Karlsruhe, sowie Helmuth Rilling, Dirigent und Gründer der Internationalen Bachakademie Stuttgart. Der SWR sieht in der Programmänderung keine Abkehr von geistlicher Musik.

In dem Offenen Brief der Kritiker heißt es, geistliche Musik sei Fundament und lebendiger Bestandteil des kulturellen Lebens und Welterbes. Eine Abschaffung der Sendung stehe in einem deutlichen Missverhältnis zur hohen kulturellen Bedeutung der geistlichen Musik und zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Auch die evangelischen Landeskirchenmusikdirektoren Kord Michaelis (Baden), Matthias Hanke (Württemberg) und Ulrich Cyganek (Rheinland) unterstützen den Protest, außerdem Kirchenmusikdirektor Godehard Weithoff (Erzdiözese Freiburg) und Musikdirektor Walter Hirt (Diözese Rottenburg-Stuttgart). Weitere Musikdirektoren evangelischer Kirchen und katholischer Bistümer gehören ebenfalls zu den Unterzeichnern.

Eine SWR-Sprecherin wies gegenüber dem epd auf die „Pflicht“ des Senders hin, das Programmschema weiterzuentwickeln, um neuen Nutzungsgewohnheiten und den Bedürfnissen des gesamten SWR2-Publikums Rechnung zu tragen. Geistliche Musik bleibe dennoch untrennbar mit SWR2 auf verschiedenen Sendeplätzen verbunden. „Zudem werden wir weiterhin Mitschnitte aus Kirchen oder anderen Spielstätten im Mittags- oder Abendkonzert senden, und natürlich haben wir an großen christlichen Feiertagen auch immer die entsprechenden Spezialprogramme“, betonte die Sprecherin. Man investiere sogar zusätzliche Mittel in die Kultur.

Ulrich Heckel, Theologiedezernent im württembergischen evangelischen Oberkirchenrat, sieht in geistlicher Musik die Eröffnung einer Kommunikationsplattform. Sie trage „zum Verständnis auch für jüdische, armenische und andere geistliche Traditionen bei“. Der badische Oberkirchenrat Matthias Kreplin erkennt in der Sendung für die Hörer „eine prägende Stunde am Übergang von einer hektischen Arbeitswoche hin zum Sonntag, gleich, welche kirchliche Bindung sie haben“.

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