Der Kirchenwald darf langsam wachsen

Kirchenwald
© Gaschwald/iStockphoto/Getty Images
Da die bayerischen Kirchenwälder nicht regelmäßig Ertrag bringen müssen, bieten sie mehr Möglichkeiten bei der Anpassung an den Klimawandel.
Der Kirchenwald darf langsam wachsen
Die bayerischen Kirchenwälder sind Wirtschaftswälder. Da sie aber nicht regelmäßig Ertrag bringen müssen, bieten sie mehr Möglichkeiten bei der Anpassung an den Klimawandel.

In einem Waldgebiet im fränkischen Landkreis Roth liegt direkt am Feldrand ein halbes Hektar Kirchenwald. Darin stehen in ordentlichen Reihen etwa drei bis vier Meter hohe Bäumchen - denn der Wald ist erst 15 Jahre alt. "Hier standen vorher Fichten, die durch Sturm und Borkenkäfer nach und nach verschwunden sind, sodass es am Ende eine verwilderte Fläche war. Wir haben dann Ahorn und ein paar Hainbuchen und Kirschen gepflanzt", erzählt Förster Hans Stromberger. "Der Ahorn hat eine relativ gute Klimaprognose und wird die Trockenheit in den kommenden Jahren gut aushalten, so schätzt man zumindest." Außerdem ist Ahornholz hochwertig und kann gut verkauft werden, erklärt der Experte. Bis das Holz hier geerntet wird, kann es aber noch 100 Jahre dauern.

Die evangelischen Kirchenwälder in Bayern gehören zur Pfründestiftung, die Grundstücke und Vermögen der Kirche verwaltet und aus den Erträgen Pfarrstellen bezahlt. Um die Waldpflege kümmern sich in der Regel örtliche Forstbetriebsgemeinschaften, wie die Forstbau-Genossenschaft Heideck/Schwabach, deren Geschäftsführer Hans Stromberger ist. Etwa 50 Hektar Kirchenwald betreuen er und sein Team insgesamt. Das ist nur ein sehr kleiner Teil der Wälder in der Umgebung. Wald der Kirche unterscheidet sich von Privatwäldern vor allem dadurch, dass der Wirtschaftsdruck nicht so hoch ist. "Wir wollen hier natürlich auch Holz produzieren, aber in erster Linie geht es uns darum, einen nachhaltigen, schönen Wald zu haben. Das muss sich auch gar nicht widersprechen."

Die richtige Mischung

Für den Ahornwald gab es eine staatliche Förderung zur Wiederaufforstung. Die wird immer häufiger nötig, denn viele Wälder leiden unter den Folgen des Klimawandels, der zu langen Trockenzeiten, häufigen Stürmen und einer Explosion von Schädlingsbeständen führt. Vor allem Nadelwälder mit Fichten als Monokultur sterben zusehends ab. Dem Förster geht es darum, einen zukunftsfähigen Wald zu schaffen: "Wir werden ein Klima bekommen wie in Südfrankreich. Auf Sandböden eignet sich da die Esskastanie sehr gut, weil sie recht anspruchslos ist und trotzdem schnell wächst. Andere Baumarten aus dem Mittelmeerraum vertragen zwar die Trockenheit gut, aber sind frostempfindlich - die können wir jetzt noch gar nicht pflanzen. Also wir müssen den Umbau des Waldes nach und nach gestalten."

Ein paar Kilometer weiter liegt ein Stück Kirchenwald, das dem Förster große Freude macht. Ein dichter Wald ist es, in vielen verschiedenen Grüntönen und mit einer Mischung aus sehr alten, mittelalten und jungen Bäumen. Mittendrin stehen hohe Buchen und vereinzelte Kiefern, die mehr als 100 Jahre alt sind. Viele Etagen darunter wächst eine neue Generation winziger Eichen, die man im Vorbeigehen schnell übersieht. "Hier braucht man eigentlich immer nur etwas Licht zu schaffen und zu ernten. Der Wald verjüngt sich von selbst." Dafür müssen aber auch die Umstände stimmen.

Ein Faktor, der jeden Wald betrifft, ist die Verfügbarkeit von Wasser. Der lange Winter und kühle Frühling waren für den Wald gut, aber von einer entspannten Situation will Hans Stromberger nicht sprechen. "Aus Waldbauernsicht hoffen wir auf einen durchwachsenen Sommer mit kräftigen Regengüssen. Dann wären wir zumindest für heuer über den Berg. Und mittelfristig, die nächsten 50 Jahre, müssen wir versuchen, den Wald entsprechend anzupassen. Ob uns das gelingt, wissen wir noch nicht. Aber nichts zu tun wäre die schlechteste Lösung."