Eine Kirche, eine Synagoge und eine Moschee unter einem Dach: Am Donnerstag ist in Berlin der Grundstein für das Drei-Religionen-Gebäude „House of One“ gelegt worden. Der künftige Sakralbau mitten im Zentrum Berlins soll zur friedlichen Verständigung zwischen den Religionen beitragen. Das Gebäude aus gelben Sandsteinziegeln und mit einem 42 Meter hohen Turm soll ab 2024/2025 bezugsfertig sein. Weil die Initiative für das „House of One“ von Vertretern der Religionen selbst ausging, gilt das Projekt in dieser Art bislang als weltweit einzigartig.
Die feierliche Grundsteinlegung fand pandemiebedingt mit begrenzter Gästezahl statt und wurde live im Internet gestreamt. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) bezeichnete das „House of One“ in einem Grußwort als „außergewöhnlich“, weil es „von Anfang an von Vertretern der drei abrahamitischen Religionen zusammen geplant wurde“. Die Grundidee sei theologisch anspruchsvoll, so Schäuble. Die Gläubigen dreier Religionen sollen sich hier begegnen, „offen andere spirituelle Perspektiven wahrnehmen in gegenseitigem Respekt“ und ohne die eigene Identität preisgeben zu müssen.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) betonte, es sei ein „herausforderndes Projekt, aber auch eins mit großen Chancen für unsere Gemeinschaft“. Er rief dazu auf, die neuen Gesprächsmöglichkeiten, die sich durch das „House of One“ ergeben, „mutig und mit wechselseitiger Neugier“ zu nutzen. Es solle als Ort „gelebter Vielfalt und belebender Debatten“ entwickelt werden.
In einer Video-Botschaft erkläre die Generalsekretärin der Organisation „Religions for Peace“ mit Sitz in New York, Azza Karam, das „House of One“ sei etwas „Bemerkenswertes für die gesamte Menschheit“ und könne einen Wendepunkt für das künftige Zusammenleben der Religionen markieren. Zuvor hatte Karam gegenüber dem epd das „House of One“ als „mutigen Akt“ bezeichnet. Idee und Präsenz des Sakralbaus seien in der heutigen Welt notwendig. Zugleich äußerte Karam die Hoffnung, dass das Berliner Projekt zu einer Normalisierung der religiös-inspirierten Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen beiträgt.
Zu den Teilnehmern der feierlichen Grundsteinlegung zählten neben Pfarrer Gregor Hoberg, Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sanci als Initiatoren und Repräsentanten des „House of One“ auch der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, der Rektor des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam, Rabbiner Walter Homolka, der Architekt Johannes Kuehn vom Berliner Büro Kuehn Malvezzi und der Vorsitzende des Verwaltungsdirektoriums „House of One“, Roland Stolte.
Bei der Feier wurden unter anderem der Architektenentwurf sowie Grußbotschaften aus aller Welt in eine Kapsel für den Grundstein eingelassen, die später auch vermauert werden soll. Die Baukosten für das „House of One“ werden mit 47,3 Millionen Euro veranschlagt. Aus öffentlichen Zuwendungen durch Bund und Land sowie durch private Spenden aus über 60 Ländern sind den Angaben zufolge bislang 40 Millionen Euro zusammengekommen.
Bedford-Strohm warnt vor Antisemitismus und Islamophobie
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief anlässlich der Grundsteinlegung des Mehrreligionenhauses "House of One" in Berlin zu mehr gegenseitigem Respekt und friedlicher Verständigung auf. Das Projekt setze gerade jetzt ein wichtiges Zeichen, sagte der Theologe dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Antisemitismus und Islamophobie nehmen zu. Aber sie führen in die Irre, weil sie Hass schüren und potentiell in Gewalt münden."
Der einzig zukunftsfähige Weg für ein friedliches Zusammenleben ist der Weg der Toleranz und des Dialogs", sagte Bedford-Strohm(link is external). Es sei kein Verwischen der Unterschiede zwischen den Religionen, sondern es sei der Weg des Umgangs mit diesen Unterschieden, der von Respekt und Wertschätzung geprägt wäre.