Den Haag (epd). Ein niederländisches Gericht zwingt den Ölkonzern Shell zur Reduzierung seines CO2-Ausstoßes. Shell sei verpflichtet, bis Ende 2030 den Ausstoß durch den Mutterkonzern, seine Tochterfirmen und Zulieferer um 45 Prozent gegenüber 2019 zu vermindern, entschied ein Gericht am Mittwoch in Den Haag. Geklagt hatten sieben Organisationen und 17.379 Bürger, die von Shell einen stärkeren Einsatz gegen den Klimawandel gefordert hatten.
Der Konzern mit Hauptsitz im niederländischen Den Haag verursacht nach Schätzungen der Organisation „Friends of the Earth“, die den Prozess initiierte, rund neun Mal mehr CO2 als die Niederlande. Die Organisation argumentierte, dass der Konzern nichts gegen die dadurch verursachte Erderwärmung unternommen habe, obwohl er seit 60 Jahren von den schädlichen Folgen des Öl- und Gasverbrauchs gewusst habe. Das Gericht wies zwar die Klagen der mehr als 17.000 Einzelpersonen ab, gab den Organisationen, die das Gemeinschaftsinteresse vertraten, jedoch am Mittwoch recht.
Der Prozess begann im Dezember 2020. Den Klägern zufolge handelt es sich um das erste Verfahren, bei dem ein internationaler Konzern von einem Gericht zu einer Änderung seiner Klimapolitik aufgerufen wurde. „Friends of the Earth“ hatte bereits im Februar gemeinsam mit mehreren Bauern aus Nigeria einen Sieg gegen Shell erzielt, als ein niederländisches Gericht den Konzern zur Zahlung von Schadensersatz wegen Ölverschmutzung im Nigerdelta verurteilte. Beide Verfahren gelten als wegweisend für die Haftung und Verantwortlichkeit großer Konzerne.