Köln, New York (epd). Das UN-Kinderhilfswerk Unicef fordert, weltweit Angriffe auf Wasser- und Sanitäranlagen sowie das dortige Personal einzustellen. In fragilen Staaten sei es für Kinder unter fünf Jahren 20-mal wahrscheinlicher, an Durchfallerkrankungen zu sterben als an Gewalt, erklärte Unicef Deutschland am Dienstag in Köln. Regierungen müssten Angreifer zur Rechenschaft ziehen. Internationale Geldgeber müssten in Konfliktsituationen in Wasser- und Sanitäreinrichtungen investieren. Dies sei die erste Maßnahme, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Am Dienstag veröffentlichte das UN-Kinderhilfswerk seinen neuen Report „Wasser unter Beschuss“.
„Der Zugang zu Wasser ist überlebenswichtig und darf niemals als Kriegswaffe eingesetzt werden“, sagte der Leiter der weltweiten Unicef-Nothilfe, Manuel Fontaine. „Wenn die Wasserversorgung stoppt, können sich Krankheiten wie Cholera und Durchfall wie ein Lauffeuer verbreiten, oft mit tödlichen Folgen.“ Krankenhäuser funktionierten dann nicht mehr, und immer mehr Kinder litten an Unterernährung und Auszehrung. „Kinder und Familien müssen häufig Wasser holen, wodurch sie Gewalt und anderen Gefahren ausgesetzt sind - insbesondere Mädchen“, betonte er.
Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig der Zugang zu sicherem und ausreichendem Wasser für Hygiene und Überleben sei, schreibt Fontaine im Report. Zudem sei noch einmal deutlich geworden, wie wichtig es in Regionen mit knappen Wasserressourcen sei, alles zu tun, um Wasser, sanitäre Systeme und Personal zu schützen.
Der Report setzt sich mit neun Orten auseinander. Demnach gab es in der Ostukraine seit Jahresbeginn vier Angriffe auf die Wasserinfrastruktur und seit 2017 insgesamt 380. Rund 3,2 Millionen Menschen seien auf Wasser- und Sanitätsversorgung angewiesen. Durch den andauernden Konflikt in Syrien benötigten wiederum rund 12,2 Millionen Menschen Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen. Im Jemen seien zwischen März 2015 und Februar 2021 insgesamt 122 Angriffe auf die Wasserinfrastruktur verübt worden. 15,4 Millionen Menschen seien dort auf sicheres Wasser angewiesen, hieß es.