Stuttgart (epd). Die Universität Hohenheim in Stuttgart hat die Zulassung für die erste deutsche Chia-Sorte erhalten. „Juana“ heißt die Pflanze, deren Samen im regionalen Anbau erzeugt werden sollen, damit das „Superfood“ künftig aufgrund kurzer Transportwege eine bessere Ökobilanz hat, wie die Universität am Montag mitteilte. Gesucht seien nun Saatzuchtfirmen, die „Juana“-Saat an Landwirte zum gewerbsmäßigen Anbau verkaufen wollen.
Der regionale Anbau auf deutschen Äckern solle auch dazu beitragen, die Umweltbelastung durch Pestizide und Kohlendioxid deutlich zu reduzieren, und dazu führen, dass in Südamerika die einheimische Bevölkerung eines ihrer Grundnahrungsmittel verstärkt wieder selber nutzt, hieß es in der Mitteilung weiter. Chia (Salvia hispanica L.) trägt den Beinamen „Gold der Azteken“ und gilt als sehr gesund wegen der enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien.
Chiasamen, die heute in Deutschland beispielsweise verkauft werden, stammen zum größten Teil aus ihren Herkunftsregionen in Südamerika. Der Transport um die halbe Welt führt zu einem enormen Kohlendioxid-Ausstoß, und um die erhöhte Nachfrage befriedigen und den Ertrag steigern zu können, setzen lokale Landwirte in Südamerika vermehrt Pestizide ein, wie die Wissenschaftler erklärten. Schließlich werde bei steigender Nachfrage das Korn auch zu teuer für die lokale Bevölkerung, deren Grundnahrungsmittel es eigentlich sei.
Bisher war ein Anbau der Pflanze jedoch in Mitteleuropa nicht möglich, denn Chia ist eine so genannte Kurztagspflanze. Eine Blüte und Samenbildung war in Mitteleuropa erst im Herbst möglich, aber da drohte schon Frost. Seit 2015 forschten deshalb Pflanzenexpertinnen und -experten in Hohenheim und sichteten Chia-Sorten aus verschiedenen südamerikanischen Anbaugebieten. „Es ist uns gelungen, eine Sorte zu selektieren, die auch unter Langtagbedingungen, wie bei uns im Sommer, zur Blüte kommt“, erklärten die Wissenschaftler. Vor wenigen Wochen hat das Bundessortenamt diese nun zum Anbau in Deutschland freigegeben.