"Wir feiern die Vielfalt der verschiedenen Lebensentwürfe und Liebesgeschichten von Menschen und bitten um Gottes Segen", erklärte die Aktion #liebegewinnt auf ihrer Homepage. Rund um den 10. Mai wurde dazu an unterschiedlichen Orten in Deutschland zu Segnungsgottesdiensten eingeladen.
Die bundesweite Aktion richtet sich vor allem an gleichgeschlechtliche Paare, die bislang nicht in katholischen Gottesdiensten gesegnet werden können. Damit gebe die katholische Kirche Paaren die Würde und Akzeptanz zurück, die ihnen durch die Ablehnung des Vatikans genommen worden sei, hatte das Katholische LSBT+Komitee zur Aktion erklärt.
Kritik am Vatikan - auch von Bischöfen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte Ende April gesagt, er halte öffentliche Aktionen wie diese nicht für ein hilfreiches Zeichen und einen weiterführenden Weg. Segnungsgottesdienste hätten ihre eigene theologische Würde und pastorale Bedeutung. "Sie sind nicht als Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen geeignet", so der Limburger Bischof.
Die Initiatoren, eine Gruppe katholischer Seelsorgerinnen und Seelsorger, wenden sich gegen die am 15. März von der Kongregation für die Glaubenslehre veröffentlichte Note, die zu dem Schluss kommt, dass die Kirche nicht die Vollmacht habe, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Dagegen hatte es auch unter deutschen Bischöfen viel Kritik gegeben.
"Eine schlichte Angelegenheit - keine Potestaktion"
Es sei für seinen Bereich überhaupt "keine spektakuläre Aktion, es hat nicht den Hauch von Protest oder Provokation", sagte Kapuzinerpater Stefan M. Huppertz von der Liebfrauenkirche in Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst. In seinem Fall sei es eine ganz normale Messe am Montagabend, zu der auch sonst rund 60 bis 70 Leute kommen. Es gehe "im Gottesdienst auch gar nicht ausdrücklich um Paare oder Homosexualität". In den Texten des Gottesdienstes gehe es um "Weg-Gemeinschaft, um die Wahrnehmung von Lebenswirklichkeit".
Am Ende der Messe in der Frankfurter Liebfrauenkirche seien alle Anwesende - Einzelpersonen, Familien, heterosexuelle oder homosexuelle Paare - eingeladen, um nach vorne zu kommen. Mit zwei Priestern werde dann an zwei Seitenaltären der Segen ausgeteilt. Dann könnten die Menschen auch sagen, was sie beschäftigt und wofür sie um den Segen bitten. In Corona-Zeiten erfolge der Segen allerdings berührungslos mit Maske und Abstand. Also eine "ganz schlichte Angelegenheit, keine Protestaktion", so Pater Stefan, der Rektor der Liebfrauenkirche ist und das Kloster mitleitet.
Wie die Aktion #liebegewinnt erklärte, arbeiten gerade in Berufen, in denen das christliche Menschenbild besonders praktiziert werde wie in der Pflege oder der sozialen Arbeit überdurchschnittlich viele Menschen, die in kirchlicher Anstellung zum Teil jahrelang über ihre Sexualität schweigen mussten: "Sexualität aber gehört zu den identitätsstiftenden Wesenszügen eines jeden Menschen."
Laut der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche haben sich bislang Hunderte von Priestern und pastoralen Mitarbeitern mit der Aktion solidarisch erklärt. Das Katholische LSBT+Komitee ist ein kirchenpolitisches Arbeitsbündnis und setzt sich für die Gleichberechtigung von queeren Personen in der römisch-katholischen Kirche ein.