Berlin, Hannover (epd). In mehreren deutschen Städten haben Anhänger der Bewegung "Fridays for Future" am Freitag für mehr Klimaschutz demonstriert. In Berlin forderten nach Angaben der Veranstalter rund 400 Teilnehmer eines Fahrradkorsos den Stopp von fossilen Subventionen und ein Ende der Ausbeutung von Ländern im globalen Süden. Die Tour führte vom Bundeswirtschaftsministerium über die Bundesparteizentralen von CDU und SPD zum Kanzleramt. In Hannover beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 65 Menschen an einer Kundgebung vor dem niedersächsischen Landtag.
Anlass für die Aktionen in rund 20 deutschen Städten war der von US-Präsident Joe Biden initiierte Klima-Gipfel, an dem per Videokonferenz rund 40 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt teilnahmen. Der Klimagipfel zeige "mustergültig" die Ignoranz im Umgang mit der Klimakrise, sagte Quang Paasch, Pressesprecher von "Fridays for Future" Berlin. In der ersten Reihe des Gipfeltreffens säßen nicht die von der Klimakrise am meisten betroffenen Länder des Südens, sondern die verursachenden Industriestaaten des globalen Nordens. "Um die Klimakrise global gerecht zu lösen, müssen wir jedoch auf die Betroffenen hören", forderte Pasch.
Die prominente Klimaaktivistin Luise Neubauer twitterte: "Vor 123 Wochen haben wir das erste Mal in Berlin gestreikt, und es ist kein Ende in Sicht. Wir streiken so lange es uns braucht, für echte Klimagerechtigkeit und Taten, statt leerer Versprechen und hohler nettonull Ziele".
Vor dem Landtag in Hannover demonstrierten Klimaschützer mit dem Modell einer verbrannten Weltkugel für mehr Tempo beim Klimaschutz. "Wir freuen uns natürlich, dass sich der US-Präsident wieder den Pariser Klimazielen verschrieben hat", sagte die Schülerin Helen Knorre (17) aus Hannover. "Aber die Regierungschefs haben in der Vergangenheit gezeigt, wie wenig sie gewillt sind, diese Ziele wirklich umzusetzen."
Mit Sprechchören forderten die Jugendlichen eine Ausstieg aus der Kohle und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Leere Versprechungen dürfe es nicht mehr geben, hieß es auf Transparenten. "Außerdem wollen wir, dass die Menschen des globalen Südens, die jetzt schon besonders von der Klimakrise betroffen sind, eine stärkere Stimme bekommen, und dass ihre Nöte beachtet werden", sagte Knorre.
Der von US-Präsident Biden veranstaltete Klima-Gipfel gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Glasgow, des wohl wichtigsten Klimakongresses in diesem Jahr. Problematisch an dem Gipfel sei, dass viele der Länder, die bereits jetzt unter den Folgen einer 1,2 Grad wärmeren Welt litten, nicht eingeladen worden seien, kritisierte "Fridays for Future".
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