Aschaffenburg (epd). Nach zweieinhalb Monaten könnte der Mordprozess gegen den Vater einer jungen Syrerin vor dem Aschaffenburger Landgericht an diesem Donnerstag (22. April) zu Ende gehen. Vergangenen Freitag sei bereits die Beweisaufnahme abgeschlossen worden, teilte ein Gerichtssprecher am Montag mit. Am Mittwoch sollen die Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung gehalten werden. Mit einem Urteil sei demnach am Donnerstag zu rechnen. Ob der 46-jährige Angeklagte dabei zu einer Haftstrafe wegen Mordes verurteilt wird, gilt als ungewiss.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten Syrer vor, im Mai 2017 seine Tochter Mezgin heimtückisch erstochen und die Leiche in einem Waldstück verscharrt zu haben. Vermeintlich, "um seine Ehre wiederherzustellen", hieß es zum Prozessauftakt seitens der Anklage. Der Angeklagte soll Mezgin am 4. Mai 2017 an deren Schule abgepasst haben, um sie mit nach Hause zu nehmen. Ihr 13-jähriger Stiefbruder saß mit im Auto. In einem Waldstück soll der Vater dann den damals strafunmündigen Sohn aufgefordert haben, Mezgin zu töten - oder es auch selbst getan zu haben.
Hashem N., der mit seiner Familie aus Syrien geflüchtet war, sei mit dem "Lebenswandel" Mezgins nicht einverstanden gewesen - vor allem nicht mit ihrer sexuellen Beziehung zu dem damals 23-jährigen Shekho R., so die Anklage. Weil viele Zeugen gar nicht vor Gericht erschienen waren - darunter beispielsweise der Sohn des Angeklagten oder Mezgins Mutter -, stützt sich die Anklage weitgehend auf Behördenprotokolle und frühere verschriftlichte Zeugenaussagen. Prozessbeobachter halten es daher für fraglich, ob die Mordanklage damit aufrecht erhalten werden kann.
Am Ende könnte die Anklage wegen versuchten Mordes an Mezgins damals 23-jährigem Freund übrigbleiben, dem Hashem N. in Mordabsicht in den Hals gestochen haben soll.