Berlin, Paris (epd). Die weltweiten Mittel für Entwicklungszusammenarbeit haben im Corona-Jahr 2020 einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stieg die öffentliche Entwicklungshilfe der Geberländer im vergangenen Jahr auf insgesamt 161,2 Milliarden US-Dollar (135,6 Milliarden Euro). Das entspricht einem realen Zuwachs um 3,5 Prozent, wie die OECD am Dienstag in Paris mitteilte. Die Industriestaaten hätten zusätzliche Mittel mobilisiert, um armen Ländern bei der Bewältigung der Corona-Pandemie zu helfen.
Die OECD schätzt, dass etwa zwölf Milliarden Dollar für Covid-19-Maßnahmen für Entwicklungsländer bereitgestellt wurden, zum Teil wurden allerdings Gelder aus anderen Programmen umgewidmet. Die gesamte öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) machte den Angaben zufolge indes nur ein Prozent der Summen aus, die die Industrieländer zur Stützung und Ankurbelung ihrer eigenen Wirtschaft in der Corona-Pandemie einsetzten.
"Diese Krise ist ein ernster Test für den Multilateralismus und den Umgang mit Auslandsschulden", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Er forderte dringend größere Anstrengungen, um die Impfstoffversorgung der Entwicklungsländer voranzubringen, dort Kliniken auszubauen und die Einkommen der wirtschaftlich Schwächsten zu sichern. Die Impfstoff-Inititiative Covax für arme Länder leide unter massiver Finanznot. Ziel müsse eine echte globale Erholung sein, forderte Gurría.
Der Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttonationaleinkommen (ODA-Quote) der Geberländer stieg von 0,30 leicht auf 0,32 Prozent, blieb aber weit unter dem UN-Ziel von 0,7 Prozent. Grund für den Anstieg war auch, dass die Wirtschaftleistung in den meisten Geberländern schrumpfte. Sechs Länder erreichten das 0,7-Prozent-Ziel oder übertrafen es, Deutschland schaffte es zum zweiten Mal und kam auf 0,73 Prozent, wenn die Ausgaben für Flüchtlinge im Inland mitgerechnet werden. Ohne diese Kosten liegt die deutsche ODA-Quote bei 0,66 Prozent.
Deutschland komme seinen internationalen Verpflichtungen nach und bleibe mit 25 Milliarden Euro nach den USA zweitgrößter Geber von Entwicklungshilfe, erklärte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Zugleich warnte er vor einem Einbruch in den nächsten Jahren: "Die vom Finanzministerium vorgelegte Finanzplanung sieht für die kommenden Jahr einen Rückgang der Entwicklungsmittel um rund ein Viertel vor."