Kiel (epd). Miesmuscheln werden von Mikroplastik kaum belastet. In einem Langzeit-Experiment über 42 Wochen hat das Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung die Miesmuscheln verschiedenen Konzentrationen von Mikroplastik ausgesetzt. Gemessen wurden unter anderem die Wachstumsrate der jungen Muscheln, die Produktion der Haftfäden und die Aufnahme der Futteralgen. "Entgegen verbreiteter Befürchtungen zeigt unsere Studie, dass die Miesmuscheln auch über einen längeren Zeitraum kaum von Mikroplastik im Wasser beeinträchtigt werden", sagte die Biologin Thea Hamm, Erstautorin der Studie, am Montag in Kiel.
Neu an dem Experiment war nicht nur die lange Dauer, sondern auch eine Verschmutzung in den Versuchstanks, wie sie im Meer real vorkommt. "Viele frühere Studien liefen nur über deutliche kürzere Zeiträume, nutzten dafür aber unrealistisch hohe Plastikkonzentrationen", sagte Co-Autor Mark Lenz. "Das kann das Bild natürlich verfälschen."
Getestet wurde mit verschiedenen Mikroplastikarten und -größen. "Wir verwendeten gleichmäßig runde Partikel, wie sie zum Beispiel in Kosmetika Verwendung finden, aber auch unregelmäßig geformte, wie sie beim Zerfall größerer Kunststoffteile entstehen", so Hamm. Negative Effekte des getesteten Mikroplastiks auf Muscheln traten erst spät im Experiment auf und waren eher schwach.
Die Ergebnisse seien erst einmal "eine beruhigende Nachricht", sagte die Biologin. Dies bedeute aber keine Entwarnung. "Andere Arten reagieren vielleicht anders." Notwendig seien daher weitere Langzeitexperimente unter realistischen Bedingungen.
Miesmuscheln eignen sich als Modellorganismus für derartige Studien besonders gut, weil sie in vielen Küstenökosystemen verbreitet sind. Zur Nahrungsaufnahme filtrieren sie Meerwasser und nehmen dabei unweigerlich Mikroplastik auf, das im Meerwasser vorhanden ist.