Berlin (epd). Nach drei sehr trockenen Jahren fordern Forstbesitzer mehr gesellschaftliche Unterstützung beim Umbau der deutschen Wälder. "Mir scheint, die Deutschen haben mehr eine platonische Liebe zum Wald", kritisierte Bernhard Möhring, Leiter der Abteilung Forstökonomie am Burckhardt-Institut der Georg-August-Universität Göttingen, am Donnerstag in Berlin. Betrachte man den Einsatz öffentlicher Mittel als Indikator für gesellschaftlichen Einsatz, werde erkennbar, dass die Gesellschaft für den privaten Wald, der in Deutschland rund die Hälfte der Waldfläche ausmache, "auffallend wenig tut". So belaufe sich die Förderung statistisch auf 14 Euro pro Jahr und Hektar. Das seien etwa fünf Prozent des normalen Umsatzes.
Forstdirektor Johannes Röhl, der Leiter der Wittgenstein-Berleburg'sche Rentkammer ist, sagte, der Wald sei durch die Fähigkeit, CO2 langfristig zu binden, Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Um den Wald wieder fit zu machen, bräuchten die Forstbetriebe aber "jetzt die Unterstützung der Gesellschaft". Bisher seien Gemeinwohlleistungen der Forstbetriebe wie CO2-Bindung, Naturschutz oder Tourismus aus dem Holzverkauf quersubventioniert worden. Für die "Jahrhundertaufgabe", den Wald so aufzubauen, dass er für künftige Generationen mit all seinen Funktionen erhalten bleibe, werde aber Hilfe benötigt.
Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck, wies darauf hin, dass beispielsweise eine neu gepflanzte Buche bis zu einer möglichen Ernte 120 Jahre wachsen müsse. Sein Sohn und sein Enkel dürften somit nur Pflegearbeiten erledigen und hätten davon wenige oder gar keine Erträge. Erst die Urenkel hätten vielleicht gewisse Aussichten, die heute gepflanzten Bäume zu ernten.
Die Dürre der vergangenen drei Jahre, massiver Borkenkäferbefall, Stürme und Brände haben den Wäldern massiv geschadet. Dem Waldzustandsbericht 2020 zufolge liegt der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung nur noch bei 21 Prozent. Dies ist der schlechteste Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. In Deutschland wachsen auf einem Drittel der Landesfläche (11,4 Millionen Hektar) Wälder. Laut Ökonom Möhring beläuft sich der Schaden allein für diese drei Jahre auf etwa 13 Milliarden Euro.