Frankfurt a.M., New York (epd). Der UN-Sicherheitsrat hat die Gewalt der Militärjunta gegen Proteste in Myanmar scharf verurteilt. Die Mitgliedsstaaten prangerten "den Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten" und "den Tod Hunderter Zivilisten, darunter Frauen und Kinder" an, wie es in einer am Donnerstag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Erklärung heißt. Der Rat äußerte sich tief besorgt über "die sich rapide verschlechternde Lage" in dem südostasiatischen Land seit dem Militärputsch am 1. Februar. Zugleich forderte der Sicherheitsrat die Freilassung aller Inhaftierten, darunter der gestürzten De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie Präsident Win Myint.
Menschenrechtler äußerten sich alarmiert über die hohe Zahl von Festgenommenen, von denen jede Spur fehlt. Das Militärregime habe Hunderte Menschen verschleppt, darunter Politiker, Mitarbeiter der Wahlbehörde, Journalisten, Aktivisten und Demonstranten, erklärte "Human Rights Watch" (HRW) am Freitag. Ihr Aufenthaltsort werde nicht bekanntgegeben, Familien und Anwälte hätten keinen Zugang zu den Inhaftierten. Laut der "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" (AAPP) wurden seit dem Putsch vor zweit Monaten mindestens 543 Menschen bei Protesten getötet. Darunter waren laut der Organisation "Save the Children" mindestens 43 Kinder. Am Freitag gab es neue Meldungen über Tote und Verletzte.
Laut "Human Rights Watch" hat die AAPP erklärt, man wisse nur von einen Bruchteil der Inhaftierten, wo sich diese aufhielten. Über 2.700 Menschen wurden mittlerweile festgenommen, gegen 126 Personen seien Haftbefehle ausgestellt worden. Viele seien bei nächtlichen Razzien verschleppt worden. Dies sei ein schwerwiegender Verstoß gegen das Völkerrecht und im Rahmen weit verbreiteter, systematischer Angriffe auf eine Zivilbevölkerung ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, kritisierte HRW-Asienchef Brad Adams. Myanmars Sicherheitskräfte sollten wissen, dass sie dafür zur Rechenschaft gezogen würden.
Zugleich hält der Widerstand gegen die Junta an. Mit einem "Blumenstreik" erinnerten viele Menschen am Freitag an all jene, die bei den Protesten von Soldaten und Polizisten getötet wurden, wie das Nachrichtenportal "Myanmar Now" berichtete. Zu dem Zweck wurden an vielen öffentlichen Plätzen, darunter an Bushaltestellen, Blumen drapiert. In der Stadt Mawlaik im Nordwesten nahmen junge Leute an einer "Geister-Kundgebung" teil. Entsprechend verhüllt hielten sie auf dem lokalen Friedhof Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie "Die Hölle wartet auf euch, Soldaten" und "Nicht einmal Geister wollen unter dieser Diktatur leben".