Berlin (epd). Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), hat gezieltere Unterstützung für traumatisierte Bundeswehr-Soldaten angemahnt. "Die Bundeswehr sollte gezielter über mögliche Hilfsangebote und Ansprechpartner informieren", sagte sie dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND, Donnerstag). "Wichtig ist es auch, die Angehörigen mitzudenken. Schließlich sollte das Ziel immer sein, eine Wiedereingliederung zu ermöglichen."
Obwohl die Zahl der Soldaten in Auslandseinsätzen von über 10.000 im Jahr 2002 auf jetzt rund 3.000 zurückgegangen ist, wächst die Zahl der Soldaten mit psychischen Erkrankungen im Allgemeinen und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) im Besonderen, wie das RND unter Berufung auf das Verteidigungsministerium berichtet. Wurden im Jahr 2017 noch 170 PTBS-Diagnosen gestellt, seien es im vorigen Jahr 213 gewesen. Die Zahl der psychischen Erkrankungen insgesamt sei im selben Zeitraum von 274 auf 301 gestiegen.
"Belastungsstörungen treten meist erst mit zeitlichen Verzögerungen auf", sagte die Wehrbeauftragte Högl. "Sie werden von den Personen oft selbst nicht bemerkt. Erst Familienangehörige oder Freunde machen auf Veränderungen aufmerksam." Teilweise werde zu Beginn auch kein Bezug zum Einsatz gesehen. Betroffene wendeten sich oft erst mit mehrjähriger Verzögerung an die Beratungsstellen.
Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, Bernhard Drescher, sieht Probleme vor allem bei Soldaten, die der Bundeswehr zum Zeitpunkt der Diagnose gar nicht mehr angehören. "Das Problem liegt außerhalb", sagte er dem RND. Für Traumatisierte, die ihr Schicksal manchmal erst Jahre nach der Entlassung realisierten, seien die Möglichkeiten der Truppe weit weg. Nach Lohnfortzahlung und Krankengeld rutschten sie in Hartz IV, bevor Anträge auf staatliche Hilfe bearbeitet seien.
Drescher forderte deshalb Veränderungen. "Wir brauchen beim Nachweis einer Traumatisierung eine Beweislastumkehr", sagte er. Die Bundeswehr müsse beweisen, dass sie nicht aus dem Einsatz stamme. "Und die Betroffenen, deren Traumatisierung mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Einsatz herrührt, müssen wieder eingestellt werden", nicht immer in die Bundeswehr, sondern überhaupt in den Staatsdienst. Man müsse die Betroffenen jedenfalls "kameradschaftlich in die Mitte nehmen" und dürfe sie nicht, wie es bisweilen geschehe, als "Drückeberger" bezeichnen.
epd fu