Evangelische Gemeinden sollen über Ostergottesdienste selbst entscheiden

Entscheidung über Ostergottesdiensten bei Gemeinden
© epd-bild/Thomas Lohnes
Die einzelnen evangelischen Gemeinden sollen entscheiden, ob sie unter den Bedingungen der Corona-Pandemie Ostergottesdienste in Präsenz anbieten.
Evangelische Gemeinden sollen über Ostergottesdienste selbst entscheiden
EKD lässt Kirchengemeinden freie Hand
Ähnlich wie an Weihnachten sollen an Ostern die Kirchengemeinden vor Ort je nach Corona-Inzidenz über Präsenzgottesdienste entscheiden. Je nach Region wird es unterschiedliche Regelungen geben. Zusätzlich gibt es mehr Rundfunkgottesdienste.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) lässt die einzelnen Gemeinden entscheiden, ob sie unter den Bedingungen der Corona-Pandemie Ostergottesdienste in Präsenz anbieten. Die Entscheidungen würden "unter Berücksichtigung der pandemischen Situation vor Ort - insbesondere der Inzidenzwerte - verantwortungsvoll getroffen", so die EKD am Donnerstag in Hannover. In allen Präsenzgottesdiensten gälten strenge Hygiene- und Schutzkonzepte, "die auch der veränderten Situation durch die besonders aggressive Virusmutation Rechnung tragen werden", heißt es weiter in der EKD-Erklärung.

 

Damit gelte eine ähnliche Regelung wie an Weihnachten, teilte ein Sprecher mit. Darüber habe bei allen leitenden Geistlichen der 20 Landeskirchen innerhalb der EKD ein großes Einvernehmen bestanden. Die Hygienekonzepte seien seit Weihnachten noch einmal weiter entwickelt worden. "Da, wo es mit Blick auf die Inzidenz und die Situation vor Ort verantwortbar ist, wird es neben digitalen Angeboten auch Präsenzgottesdienste geben", sagte der Sprecher.

Zuvor hatte die Bundesregierung die aktualisierten Beschlüsse ihrer Beratungen mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder veröffentlicht, in dem der ursprünglich vorgesehene Passus zur Osterruhe fehlt. Auch die Bitte an die Kirchen, Gottesdienste nur virtuell durchzuführen, ist in dem Beschluss nicht mehr enthalten. Wegen des Bund-Länder-Beschlusses zur "erweiterten Osterruhe" vom Wochenbeginn hatten Gottesdienste in Präsenz zeitweilig infrage gestanden. Evangelische und katholische Kirche sowie der Zentralrat der Juden waren zuvor von der Bitte überrascht worden und auf ihre Hygienekonzepte verwiesen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch erklärt, die Verordnungen zur Umsetzung der umstrittenen Osterruhe von Gründonnerstag bis Ostermontag zu stoppen.

Verweis auf Angebot im Radio, TV und Internet

"Auch die diesjährige Karzeit und die Ostertage werden von der Corona-Pandemie geprägt sein", erklärte die EKD: "Von umso größerer Bedeutung ist es, die Osterzeit als Zeit des Trostes und der Hoffnung zu gestalten." Explizit wurde auf die Angebote im Hörfunk, Fernsehen und Internet verwiesen. Auf der Themenseite www.ostergottesdienste.de bündelt die EKD Informationen und Impulse rund um die Karwoche und Ostern. In einer Datenbank haben die Landeskirchen eine Auswahl an Gottesdiensten zusammengetragen. Karfreitag und Ostern sind zentrale Feiertage des Christentums. Christen erinnern an diesen Tagen an die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi. Explizit wurde auf die Angebote im Hörfunk, Fernsehen und Internet verwiesen.

Die katholischen Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichte am Donnerstag ebenfalls Informationen zu ausgeweiteten Rundfunk- und Internetgottesdiensten. Die Angebote für die Kar- und Ostertage der Bistümer seien im Themendossier Ostern auf www.dbk.de/themen/ostern-2021 zusammengefasst, hieß es in einer Mitteilung.

Landeskirche Bayern: Präsenzgottesdienste möglich

In den Kirchengemeinden in Bayern bleiben Präsenzgottesdienste möglich. Zugleich wollen aber viele Kirchen digitale Gottesdienstformate anbieten. Dies sei das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Vertretern der Staatsregierung, den beiden großen Kirchen und dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden am Mittwochabend, teilte die evangelische Landeskirche am Donnerstag mit.

Anders als an Weihnachten bestehe keine generelle Anmeldepflicht für die Präsenzgottesdienste, heißt es in der Mitteilung. Zu Gottesdiensten, bei denen die Platzkapazitäten voraussichtlich ausgelastet werden, müssten sich die Besucher aber vorher anmelden.

Der Landeskirchenrat empfiehlt, dass sich beteiligte Pfarrer:innen, Musiker:innen oder Sicherheitsteams zuvor testen lassen. Die Kosten für Schnelltests werde die Landeskirche erstatten, heißt es in der Mitteilung. Man weise zudem darauf hin, dass die nächtliche Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr in Regionen mit einer Inzidenz über 100 auch für die Osternachtgottesdienste gelte.

Die Gemeinden hätten gezeigt, dass sie mit der Möglichkeit der Präsenzgottesdienste "sehr umsichtig umgehen", stellte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm fest. Dies und die digitalen Angebote würden es möglich machen, "dass die Hoffnungsbotschaft von Ostern viele Menschen erreichen wird. Wir haben diese Hoffnungsbotschaft selten so sehr gebraucht wie heute", so Bedford-Strohm.

Lippische Landeskirche rät zum Verzicht

Die Lippische Landeskirche empfiehlt ihren Kirchengemeinden wegen der hohen Corona-Infektionszahlen, ab sofort auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Auch Karfreitag und Ostern sollten mit Online-Gottesdiensten, Videoandachten, "Gottesdiensten to go" und weiteren alternativen Angeboten gefeiert werden, erklärte das Landeskirchenamt am Donnerstag in Detmold. Der Inzidenzwert des Kreises Lippe lag am Mittwoch bei 190 Infektionen pro 100.000 Einwohnern. Gerade in der gegenwärtigen Situation der Pandemie sei es von großer Bedeutung, diese Zeit als eine Zeit des Trostes und der Hoffnung zu gestalten, so der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends. "Wir werden des Leidens und Sterbens Jesu Christi gedenken. Auch dort, wo es nicht in präsentischen Gottesdiensten in unseren Kirchen sein kann." 

Die Landeskirche orientiere sich mit ihrer Empfehlung an der Allgemeinverfügung, die der Kreis Lippe wegen der erneut sehr hohen Inzidenzwerte erlassen hat. Bei einer kreisweiten Überschreitung des Inzidenzwertes von 100 Infektionen pro 100.000 Einwohnern werde dort den Kirchen und Religionsgemeinschaften "im Rahmen ihrer eigenen Verantwortung und unter Berücksichtigung des lokalen Infektionsgeschehens empfohlen, auf Präsenzveranstaltungen zu verzichten". "Angesichts dieser Entwicklung sehen wir keine andere Möglichkeit, als uns dieser Empfehlung anzuschließen", schrieb Arends an die Kirchengemeinden.

EKHN und EKKW nach Gespräch mit Bouffier erleichtert

Umsichtig und verantwortungsvoll: So wollen die evangelischen Kirchen in Hessen Gottesdienste an Ostern feiern. Das teilten die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie die Evangelische Kirche im Rheinland nach einem Spitzengespräch mit dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier am Donnerstag mit. Sie zeigten sich erleichtert, dass der Ministerpräsident von der „dringlichen Bitte“ abgerückt sei, auf die Gottesdienste mit Präsenz zu verzichten. Ostern, die Feier der Auferstehung Jesu, sei für Christen das höchste Fest.

Gemeinsam habe man sich nun verständigt, an Ostern ähnlich wie zu Weihnachten zu verfahren. Nach einem Jahr Corona-Pandemie habe man Erfahrungen gesammelt; die Hygienekonzepte hätten sich bewährt, unterstrichen die Bischöfin Beate Hofmann (EKKW), Kirchenpräsident Volker Jung (EKHN) und der neue rheinische Präses Thorsten Latzel. Im Rückblick auf Weihnachten bestehe Vertrauen, dass die Kirchen zum einen gute Hygienekonzepte haben und zum anderen jeweils vor Ort verantwortungsvoll entschieden wird, ob Präsenzgottesdienste gefeiert werden können oder nicht, sagten die leitenden Geistlichen. 

„Bei aller gebotenen Vorsicht wollen wir nicht völlig darauf verzichten, den Trost der Osterbotschaft gerade jetzt zu verkünden und Orte für Trauer, Gebet und Licht der Hoffnung zu schaffen“, so die Bischöfin. Je nach Pandemieentwicklung sei man in der Lage, ins Mediale und Digitale auszuweichen. Ohnehin gebe es auch diesmal ein vielfältiges und kreatives Angebot: von der virtuellen Andacht, über Stationenwege, Gottesdienste zum Mitnehmen bis hin zu Anregungen, Hausandachten zu feiern. 

Jung begrüßte das „hohe Vertrauen in die Kirchen, dass sie auch an Ostern mit guten Hygienekonzepten umsichtig und verantwortungsvoll Gottesdienste feiern“. Neben vielen digitalen Formaten vor Ort kündigte Jung auch an, in der kommenden Woche einen Brief an alle evangelischen Haushalte im Gebiet der EKHN zu senden. Darin würden auch Tipps für eine Andacht zuhause an den Feiertagen gegeben.

„Die Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland sind in der Pandemie hoch verantwortungsvoll in der Abwägung zwischen Verkündigungsauftrag, Seelsorgebedürfnissen und Schutz der Menschen vor der Ansteckung mit dem Virus“, so der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel. Die Presbyterien, die für die Art und Gestaltung von Gottesdiensten verantwortlich sind, würden sich unter Berücksichtigung der pandemischen Situation vor Ort – insbesondere der Inzidenzwerte und der örtlich geltenden spezifischen Allgemeinverfügungen der Kommunen und Landkreise – verantwortungsvoll für oder gegen Präsenzgottesdienste entscheiden, so Latzel.