Berlin (epd). Asylbewerber müssen wegen der Corona-Pandemie länger auf eine Entscheidung warten als zuvor. Im vergangenen Jahr stieg die durchschnittliche Dauer von Asylverfahren auf 8,3 Monate, wie aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das sei deutlich länger als im Jahr 2019, als die Verfahren im Schnitt ein halbes Jahr (6,1 Monate) dauerten.
Die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) hatte zuerst über die Verlangsamung der Verfahren berichtet. Dem Bericht zufolge ist die Dauer von mehr als acht Monaten der höchste Wert seit drei Jahren. 2017 hätten Verfahren mit durchschnittlich 10,7 Monaten noch länger gedauert. Als ein wesentlicher Grund gilt die Corona-Pandemie. Ihretwegen seien zeitweilig gar keine Bescheide zugestellt worden.
Jelpke erklärte, die Verfahren in den sogenannten Anker-Zentren dauerten mit 8,4 Monaten sogar noch geringfügig länger als in anderen Außenstellen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Die Zentren seien nicht effizienter, erklärte Jelpke, wie es Politik und Bundesamt behaupteten. Die Zahlen sprächen eine andere Sprache. Anker-Zentren hätten vielmehr die Funktion, Schutzsuchende durch eine beengte Massenunterbringung an entlegenen Orten zu isolieren, zu entmutigen und entrechten, kritisierte Jelpke.
Gerichtliche Verfahren in Asylsachen dauerten im vorigen Jahr laut Bundesinnenministerium im Durchschnitt zwei Jahre (24,1 Monate). Das sind Jelpke zufolge 6,5 Monate mehr als 2019 (17,6 Monate).