Hamburg (epd). Das weltweite Herunterfahren des öffentlichen Lebens in der Corona-Pandemie hat messbare Auswirkungen auf den Klimawandel. 2020 habe der Lockdown den globalen Ausstoß von CO2 um acht Prozent gemindert, sagte der Klimaforscher und Meteorologe Hans von Storch zu Beginn der 12. Deutschen Klimatagung am Montag in Hamburg. Das entspreche einem Monat weniger Emissionen. Bis Donnerstag wollen rund 250 Wissenschaftler auf der Fachtagung über aktuelle Fragen zum Klimawandel beraten.
Im Rahmen der Tagung würden auch Fragen über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und der aktuellen Pandemie diskutiert, erklärte der Meteorologe und Klima-Experte Frank Böttcher von der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Außerdem stünden Vorträge über die Anpassung an den Klimawandel und die notwendige Transformation der Wirtschaft auf dem Programm. Ein öffentlicher Festvortrag am Dienstag befasst sich mit dem Verhältnis zwischen Klimaforschung und Kolonialismus. Er wird per Livestream auf Youtube für alle Interessierten verfügbar sein.
Die CO2-Einsparungen aufgrund des weltweiten Lockdowns ließen sich mit vier Gigatonnen beziffern, sagte Storch. Um das Ziel des Pariser Klima-Abkommens von 2015 zu erreichen, müsste der Lockdown von nun an jedes Jahr fortgesetzt und um jeweils eine weitere Maßnahme mit ähnlicher Wirkung erweitert werden. "Das ist natürlich völlig unrealistisch", sagte der ehemalige Leiter des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht und Professor an der Universität Hamburg.
Anders als anzunehmen wäre, habe die Pandemie aber nicht zwingend einen positiven Effekt auf die Temperaturen in bodennahen Luftschichten gehabt, fügte Storch hinzu. Messungen in China hätten eine Erwärmung von 0,5 bis 1 Grad in Ballungszentren ergeben. "Dadurch, dass weniger Aerosolpartikel in der Luft waren, erreichte mehr Sonnenlicht den Erdboden, und es kam zu einer zeitweisen Erwärmung", sagte Storch auf der Tagung, die von der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft veranstaltet wird.