Berlin (epd). Atomkraftwerke bleiben nach Ansicht der Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz, Inge Paulini, ein Risiko für Europa. "Fukushima lehrt uns, dass es keine Sicherheitsgarantie gibt", sagte die Wissenschaftlerin dem "Tagesspiegel" (Mittwoch) mit Blick auf die Atomkatastrophe in Japan vor zehn Jahren. "Je mehr Kraftwerke betrieben werden, desto höher ist auch das Risiko, dem wir ausgesetzt sind." Aus Sicht des Strahlenschutzes gelte, es wäre besser, wenn gar keine Kernkraftwerke mehr in Europa liefen.
Sie halte es deshalb für richtig, dass die Bundesrepublik aus der Kernenergie aussteigt, sagte Paulini. Es gebe sehr viele gute Gründe dafür. Risiken ließen sich auf Grundlage der Wissenschaft, der Qualität von Daten und Studien, betrachten. Aber da seien auch Bewertungsfragen, erklärte die Präsidentin: "Gerade bei der Kernkraft geht es ja nicht nur um gesundheitliche Risiken. Große gesellschaftliche Fragen sind mit ihr verbunden."
Infolge eines Erdbebens und eines Tsunamis war es am 11. März 2011 in drei Reaktorblöcken des japanischen Atomkraftwerks Fukushima Daiichi zu Kernschmelzen gekommen - dem sogenannten Super-Gau. Große Mengen an radioaktivem Material wurden freigesetzt. In der Folge mussten bis zu 160.000 Menschen das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Bis heute gilt rund um das Kraftwerk eine 340 Quadratkilometer große Sperrzone.
Fukushima sei auch für Deutschland ein Einschnitt gewesen, sagte Paulini. Die Pläne des Bundes für einen möglichen nuklearen Unfall seien in der Folge grundlegend überarbeitet worden. Die Maßgabe sei, die Bevölkerung im Notfall besser zu schützen.