Rom (epd). Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Hafenstadt Trapani erhebt Anklage gegen 21 Seenotretter. Die Ermittlungen gegen Mitglieder der Berliner Hilfsorganisation "Jugend Rettet" sowie gegen "Save the Children" und "Ärzte ohne Grenzen" wurden nach Berichten der Tageszeitung "La Repubblica" vom Donnerstag nun nach vier Jahren abgeschlossen. Im Fall einer Verurteilung drohen Höchststrafen von bis zu zwanzig Jahren Gefängnis.
Alle Anklagepunkte beziehen sich der Organisation "Solidarity at Sea" auf Rettungseinsätze zwischen 2016 und 2017. Die Staatsanwaltschaft wirft den Helfern vor, sich unter anderem über Lichtzeichen mit Schleusern verständigt und ihnen Rettungswesten ausgehändigt zu haben. Zehn der in Italien Beschuldigten sind Crewmitglieder des Rettungsschiffs "Iuventa" von "Jugend rettet", das die italienischen Behörden 2017 beschlagnahmten. Das Schiff hatte monatelang Tausende in Seenot geratene Flüchtlinge aufgenommen und an Schiffe der beiden anderen Hilfsorganisationen übergeben, die sie nach Italien brachten.
"Jugend Rettet" bezeichnete die bevorstehende Anklage als "politische Kampfansage mit der Absicht, Solidarität zu kriminalisieren". Derartige Versuche, Seenotretter mit juristischen Mitteln zu blockieren, hätten tödliche Konsequenzen: Sie hätten den Tod von Menschen zufolge, die gerettet werden könnten.