Berlin (epd). Atomkraft hat nach Einschätzung von Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth auch im Kampf gegen die Erderwärmung keine Zukunft. "Manche wünschen sich Atomkraft als Heilbringer für den Klimaschutz zurück", sagte er am Montag in Berlin bei einer Pressekonferenz zum zehnten Jahrestag der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima. Das sei eine "Illusion". Er wies darauf hin, dass die Atomenergie derzeit lediglich einen Anteil von fünf Prozent am weltweiten Energiemix habe.
Flasbarth sagte, anstelle einer Renaissance der Atomenergie habe man es mit einem völlig veralteten Kraftwerkspark zu tun. Viele Länder gingen derzeit den Schritt in die Laufzeitverlängerung. Neubauprojekte seien sehr viel teurer und benötigten mehr Zeit. Auch wirtschaftlich rechne sich das nicht. So koste eine Megawattstunde Atomkraft aktuell umgerechnet rund 57 Euro, eine Megawattstunde Onshore-Windkraft etwa 42 Euro und eine Megawattstunde Solarenergie 47 Euro.
Atomkraftwerke hätten zudem einen enormen Kühlwasserbedarf. So müssten in Nachbarländern die Kernkraftwerke in trockenen, heißen Jahren vom Netz gehen. Von den aktuell in die Klimaschutz-Debatte eingebrachten neuen Kernkrafttechnologien sei indes keine startfähig. Es sei Realitätsverweigerung, eine Technologie, die frühestens 2050 leistungsbereit sei, als Strategie zur Verringerung von CO2-Emissionen in die Diskussion zu bringen. Nicht zuletzt belaste der Atommüll 30.000 Generationen.
Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, Wolfram König, sagte, dass die zivile Nutzung von Atomenergie immer gepaart gewesen sei mit der militärischen Verwertbarkeit. Wer auf neue Nuklearreaktoren setze, müsse sich klarmachen, dass dann nicht einzelne neue Reaktoren gebaut würden, sondern Tausende - auch in politisch nicht stabilen Staaten.
Die Katastrophe in Japan begann am 11. März 2011 mit einem Seebeben und einem Tsunami. In drei Blöcken des AKW Fukushima Daiichi kam es zur Kernschmelze und somit zum Super-Gau. Radioaktive Wolken zogen von Fukushima über Japan und den Pazifik. Rund um das Kraftwerk gibt es bis heute eine 300 Quadratkilometer große Sperrzone.