Thorsten Latzel: Evangelische Akademie ist "zentraler Diskursort"

Thorsten Latzel
©epd-bild/Hans-Jürgen Bauer
Der Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt, Thorsten Latzel, hat eine Bilanz seiner achtjährigen Amtszeit gezogen.
Thorsten Latzel: Evangelische Akademie ist "zentraler Diskursort"
Der Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt, Thorsten Latzel, hat eine positive Bilanz seiner achtjährigen Amtszeit gezogen. Die Akademie habe sich seit 2013 zu einem "zentralen, urbanen Diskursort" und einer "protestantischen Denkwerkstatt" entwickelt, sagte Latzel in einem epd-Gespräch.
22.02.2021
epd
Dieter Schneberger

Die Einrichtung ziehe ein "sehr diverses" Publikum aus der Rhein-Main-Region, aber auch aus ganz Deutschland an. Für die Zukunft sei sie bestens aufgestellt. Der 50-jährige Theologe, Pfarrer und Blogger wechselt Mitte März nach Düsseldorf und tritt dort sein neues Amt als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, der zweitgrößten evangelischen Landeskirche, an.

Der Vater von drei Kindern übernahm die Leitung der Evangelischen Akademie nur ein Jahr nach der Fusion von Evangelischer Akademie Arnoldshain und Evangelischer Frankfurter Stadtakademie Römer9. Besonders gefordert hätten ihn die personelle wie inhaltliche Neuausrichtung sowie der Umbau des Akademiegebäudes am Römerberg mit seiner charakteristischen Glashülle, der 2017 vollendet wurde, sagte Latzel. Seitdem seien mehrere neue Formate wie die Junge Akademie, ein jährliches Stipendienprogramm für junge Erwachsene, ein Theologie-Slam oder die Satireshow-Analyse "Humor ist..." hinzugekommen. Neu geschaffen worden sei auch eine Projektstelle "Prävention von religiös motiviertem Extremismus".

Sofort aufs Digitale umgeswitcht

Das "hochfunktionale und ausstrahlungsstarke" Akademiegebäude mit zwei großen Sitzungssälen und vier Tagungsräumen locke auch viele Fremdveranstalter an. Insgesamt seien dort und in der Dependance, dem Martin-Niemöller-Haus in Arnoldshain, im Jahr 2019 rund 170 eigene und 330 Fremdveranstaltungen mit 13.471 beziehungsweise 16.314 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgerichtet worden. Mehrtägige Veranstaltungen finden weiter im Niemöller-Haus statt.

Die Akademie sei bisher auch gut durch die Corona-Krise gekommen. "Im März 2020 waren wir schon vorbereitet und konnten sofort vom Analogen auf das Digitale umswitchen", berichtete die stellvertretende Direktorin Anna-Lena Neuser. Auch die sozialen Medien würden regelmäßig bespielt, so habe die Akademie aktuell rund 4.800 Follower bei Facebook.

Akademie sucht nun Nachfolger:in

Die Arbeit sei stark auf Veränderung angelegt, auf eine "Start-up-Kultur", betonte Latzel. Neues auf den Weg zu bringen gelinge aber nur mit kompetenten Hauptamtlichen und vielen ehrenamtlichen Unterstützern, etwa den Mitgliedern der Arbeitskreise und den 160 Mitgliedern des Fördervereins. Um auch Menschen anzusprechen, die weder analog noch digital erreichbar sind, habe er Ende 2019 begonnen, seine "kleinen geistlichen Beobachtungen über die großen Zusammenhänge" im Blog "glauben-denken" zu veröffentlichen. Seitdem seien fast 100 solcher "Theologischen Impulse" entstanden, etwa über die Widersprüchlichkeit und Verletzlichkeit des menschlichen Lebens und die Krisen der Zeit.

Der in Bad Laasphe im Kreis Siegen-Wittgenstein aufgewachsene Latzel studierte evangelische Theologie in Marburg und promovierte 2002 in Heidelberg mit einer Arbeit über den Heidelberger Katechismus. Nach einer Zeit als Vikar und Gemeindepfarrer wechselte er 2005 ins Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover, wo er als Oberkirchenrat das Projektbüro Reformprozess leitete und auch für die EKD-Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen zuständig war. Die Stelle des Akademiedirektors ist aktuell ausgeschrieben.