Steigende Spendenbereitschaft in der Corona-Pandemie

Steigende Spendenbereitschaft in der Corona-Pandemie
Wie viele Spenden die Deutschen jedes Jahr an Organisationen geben, kann letztlich nur geschätzt werden. Die alljährliche "Bilanz des Helfens" des Deutschen Spenderates bietet aber gute Hinweise und nennt auch konkrete Zahlen.

Berlin (epd). Die Menschen in Deutschland haben im vergangenen Jahr etwa 5,4 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen gespendet. Das sind rund 260 Millionen Euro mehr als 2019, wie der Deutsche Spendenrat am Dienstag in Berlin mitteilte. Es ist das zweitbeste Ergebnis seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Gegenüber 2019 ist es ein Anstieg um 5,1 Prozent. Zugleich ging die Anzahl der Spenderinnen und Spender um eine halbe Million zurück (minus 2,6 Prozent).

Bei der Vorstellung der Studie "Bilanz des Helfens" erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates, Max Mälzer, den positiven Trend unter anderem mit den fehlenden Konsumausgaben durch den Lockdown. Dadurch hätten manche Haushalte mehr Geld zur Verfügung. Auffällig sei, dass sich die Spendenbereitschaft parallel zu den Infektionszahlen und Lockdown-Maßnahmen in den jeweiligen Monaten entwickelte.

Das Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg untersucht jährlich im Auftrag des Spendenrates das Spendenverhalten der Deutschen. Die Analyse basiert auf einer regelmäßigen repräsentativen Stichprobe von 10.000 deutschen Teilnehmern ab zehn Jahren. Nicht enthalten sind etwa Erbschaften, Unternehmensspenden sowie Spenden an politische Parteien und Organisationen.

Nach wie vor spendet die Generation 70plus demnach am meisten. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen stieg von 40,8 Prozent auf 43,8 Prozent. Zugelegt hat auch in dieser Altersgruppe das durchschnittliche Spendenvolumen von 344 auf 402 Euro pro Spender. Zugleich verzeichnet die Generation 70plus den deutlichsten Rückgang an Spendern.

Die durchschnittliche Spende betrug 2020 genau 40 Euro, drei Euro mehr als im Vorjahr. Die durchschnittliche Spendenhäufigkeit pro Spender blieb mit sieben dagegen gleich. Beide Faktoren seien "maßgebliche Garanten für das deutlich steigende Gesamtspendenvolumen", sagte Bianca Corcoran-Schliemann von der GfK.

Demnach haben im vergangenen Jahr rund 19 Millionen Menschen Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet, etwa 28,5 Prozent der relevanten Bevölkerung ab zehn Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr waren das etwa eine halbe Million Menschen weniger.

Drei Viertel der Spenden (75,6 Prozent) flossen in die humanitäre Hilfe. Dabei steigerte die Not- und Katastrophenhilfe ihren Anteil am Gesamtspendenvolumen um drei Prozentpunkte auf knapp 18 Prozent. Auch Tierschutz sowie Kultur- und Denkmalpflege legten deutlich zu. Die Spenden für Sportvereine gingen dagegen merklich zurück. Der pandemiebedingte Rückgang der Kollekten drückte auch auf die Einnahmen der kirchlichen Hilfsorganisationen (minus 3,7 Prozentpunkte). Ihr Spendenanteil im Bereich humanitäre Hilfe lag 2020 bei 23,6 Prozent.

Insgesamt konnten konfessionelle Organisationen bei den Spenden aber geringfügig zulegen. Ihr Anteil wuchs um 0,5 Prozentpunkte auf 23,4 Prozent. Dabei legten katholische Organisationen um ein Prozentpunkt zu, während evangelische Organisationen einen leicht sinkenden Anteil am Gesamtmarkt verbuchen mussten (minus 0,5 Prozentpunkte). Die Top 25 nicht konfessioneller Organisationen konnten den positiven Trend der Vorjahre nicht fortsetzen. Ihr Anteil am Gesamtspendenaufkommen sank von 30,1 Prozent (2019) auf 27,5 Prozent (2020).