Berlin, São Paulo (epd). In Brasilien will die Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro private Mittel für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes sammeln und so ihr internationales Image aufbessern. Einzelpersonen und Unternehmen aus dem In- und Ausland sollen als Paten für Schutzgebiete gewonnen werden, wie Umweltminister Ricardo Salles am Dienstag (Ortszeit) zum Start des Programms "Adoptiere einen Park" bekanntgab. Die Regierung erwartet, dass so 3,2 Milliarden Reais (rund 500 Millionen Euro) zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes zusammenkommen. Bolsonaro nannte das Programm einen Meilenstein.
Die brasilianische Regierung steht international wegen der anhaltenden Zerstörung des Regenwaldes scharf in der Kritik. Die illegale Abholzung erreichte im Dezember 2020 wieder den höchsten Stand seit zwölf Jahren. Der rechtsextreme Präsident Bolsonaro leugnet jedoch die Umweltzerstörung und gibt internationalen Organisationen die Schuld an einer "brutalen Desinformationskampagne" gegen sein Land.
In der ersten Phase stehen laut dem Programm 63,6 Millionen Hektar zur Patenschaft bereit. Mit einem Einstiegspreis von 50 Reais beziehungsweise 10 Euro für Ausländer kann die Patenschaft für einen Hektar übernommen werden, wie Salles erklärte. Die Patenschaft dauert zunächst ein Jahr und kann auf bis zu fünf Jahre erweitert werden. Das so erworbene Geld soll unter anderem für die Waldbrandbekämpfung und die Wiederaufforstung von abgebrannten Flächen verwendet werden.
Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte via Twitter das Programm, weil die Regierung damit die Verantwortung für den Schutz des Regenwaldes an die Unternehmen abgebe. Stattdessen müsse der institutionelle Umweltschutz gestärkt werden. Bolsonaro betreibe nichts weiter als Umwelt-Marketing, sagte Marcio Astrini vom Klima-Observatorium (Observatório do clima), einem Zusammenschluss verschiedener sozialer und Umweltorganisationen. Die Regierung sei verantwortlich für die Zerstörung des Regenwaldes und seine Abholzung. "Das Programm ist nichts als Täuschung", erklärte Astrini.
Unter Bolsonaro wurden die Ressourcen und Kompetenzen des Umweltministeriums drastisch zusammengestrichen. Stattdessen strebt der Staatschef eine wirtschaftliche Ausbeutung des Amazonas-Regenwaldes an.