Stiftung: Immer mehr Fälle von Genitalverstümmelung bei Frauen

Stiftung: Immer mehr Fälle von Genitalverstümmelung bei Frauen

Hannover (epd). Die Fälle von weiblicher Genitalverstümmelung nehmen nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung stark zu. Die Zahl der Mädchen und Frauen, die an ihren Genitalien verstümmelt werden, könnte von 4,1 Millionen im Jahr 2020 auf 4,6 Millionen im Jahr 2030 ansteigen, teilte die Stiftung am Freitag in Hannover mit. Sie berief sich dabei auf Daten des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen. Insgesamt seien mehr als 200 Millionen Frauen von Genitalverstümmelung betroffen.

Der Stiftung zufolge verschärft die Corona-Pandemie das Problem, da schädliche Praktiken gerade in Krisenzeiten zunähmen. "In Zeiten von Covid-19 haben Mädchen und Frauen ein deutlich höheres Risiko an ihren Genitalien verstümmelt und früh verheiratet zu werden", sagte der Geschäftsführer der Stiftung, Jan Kreutzberg. Erfahrungsberichte aus Ostafrika belegten, dass Lockdown und Schulschließungen während der Pandemie dazu führten, dass viele Mädchen zu Hause blieben und der Genitalverstümmelung in ihren Gemeinschaften ausgesetzt waren.

"Weltweit wächst der Widerstand unter jungen Frauen und Männern gegen diese Praktik, dennoch steigen die Zahlen weiter", fügte Kreutzberg hinzu. Gerade während der Pandemie müssten noch sehr viel größere Anstrengungen zur Abschaffung dieser Praxis unternommen werden. Genitalverstümmelung oder Frühverheiratung seien der Ausdruck davon, dass Mädchen und Frauen nicht frei über ihre Körper und ihr Leben entscheiden könnten. Es sei unerlässlich, dass insbesondere in den am meisten betroffenen Ländern offen über die Auswirkungen dieser Praktiken gesprochen werde und Aufklärung stattfinde.

Zu den kurzfristigen Folgen von Genitalverstümmelung gehörten heftige Schmerzen, starker Blutverlust, Infektionen und Tod, hieß es weiter. Viele Betroffene litten lebenslang unter Traumata, psychischen Problemen, Einschränkungen des sexuellen Empfindens, Unfruchtbarkeit, Komplikationen bei Geburten und hätten ein erhöhtes Risiko für Totgeburten