TV-Tipp: "Retter der Meere – Tödliche Strandung"

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TV-Tipp: "Retter der Meere – Tödliche Strandung"
6. Februar, ARD, 20.15 Uhr
Wenn Hannes Jaenicke in seiner Rolle als Gründer einer Umweltstiftung zum Schutz der Meere aufruft, verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit, schließlich engagiert sich der Schauspieler seit Jahren für den Umwelt- und Naturschutz.

Seit 2008 informiert er in der ZDF-Reihe "Hannes Jaenicke im Einsatz für…" über das Schicksal bedrohter Tierarten. In diesen Dokumentationen ist er eine Art teilnehmender Beobachter, der stets auch selbst mit anpackt, wenn er Tierschützer begleitet. Es war längst überfällig, dass sich ein Sender dieses Engagement zunutze macht: Wer könnte einen Umweltschützer authentischer verkörpern als Jaenicke? Der Film ist allerdings nicht fürs ZDF, sondern im Auftrag der ARD-Tochter Degeto entstanden, für die Jaenicke zuletzt mehrere "Amsterdam-Krimis" gedreht hat. "Retter der Meere" hat ebenfalls unübersehbares Reihenpotenzial, selbst wenn der prominenteste Mitwirkende nur die zweite Hauptrolle spielt.

Der Meeresbiologe Reno Finnings (Hannes Jaenicke) hat vor einiger Zeit die Gobal Ocean Foundation (GOF) gegründet, beschränkt sich aber mittlerweile darauf, Lobbyarbeit zu betreiben und als Redner um Spenden zu bitten. Die eigentlichen Aktivitäten überlässt er einem Team, zu dem neben seinem Partner Pit Wagner (Daniel Roesner) die Ozeanografin Yuna (Luka Omoto), der Meerestechniker Morten (Erik Madsen) sowie als neues Mitglied die Biologin Manu (Haley Louise Jones) gehören; sie ist Spezialistin für das Verhalten von Meerestieren. Aktuell will das Quartett vor der Küste von Mauritius ein Korallenriff wiederaufforsten. Die Geschichte beginnt mit der Rettung eines gestrandeten Walkalbs, das von Renos Leuten zurück ins Meer gebracht wird. Kurz darauf liegt der junge Pottwal erneut am Strand; diesmal kommt jede Rettung zu spät. Das Tier ist von einer Schiffsschraube verletzt worden, außerdem findet sich in seinem Körper eine große Menge Quecksilber. Die Biologen vermuten, dass in der Nähe der Walweidegründe illegal Giftmüll entsorgt wird. Tatsächlich kommen sie einem entsprechenden Skandal auf die Spur, doch das giftige Metall war nicht die Todesursache. Als auch ein erwachsenes Tier strandet, stellt sich raus, dass beide Wale in Folge einer Zerstörung ihres Gehörs die Orientierung verloren haben. Nun wandelt sich der Film zum Thriller: Das mittlerweile um Reno verstärkte Team muss viel riskieren, um zu verhindern, dass die gesamte Pottwalherde stirbt.

Natürlich sorgt Regisseur Sven Fehrensen dafür, dass der Schauplatz angemessen zur Geltung kommt; fast jeder Szenenwechsel beginnt mit einer Drohnenaufnahme. In dieser Hinsicht funktioniert "Tödliche Strandung" ganz ähnlich wie die gleichfalls von der Degeto verantwortete Freitagsreihe "Die Inselärztin", allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Dort dient die Natur nur als Kulisse, hier ist sie bedroht. Entscheidend für die Wirkung der zum Teil spektakulären Aufnahmen (Bildgestaltung: Namche Okon) und damit auch der Botschaft des Films ist jedoch die Nutzung des Spannungspotenzials, denn nur so lässt sich das Ziel der Verantwortlichen umsetzen; sie gehen zu Recht davon aus, dass sich mit einem packenden Spielfilm mehr Menschen erreichen lassen als mit Reportagen. Sein Handwerk hat Fehrensen bei diversen Serienfolgen gelernt (vor allem "Sankt Maik", RTL, und "Soko Leipzig", ZDF). Dass er auch das Thriller-Metier beherrscht, hat er mit der fesselnden Charlotte-Link-Verfilmung "Die Entscheidung" (2020, auch für die Degeto) bewiesen. Dank der gut integrierten dokumentarischen Aufnahmen und einiger sehr überzeugender visueller Effekte wirkt "Tödliche Strandung" sehr aufwändig.

Das Drehbuch des krimiversierten Autors Nils-Morten Osburg (Vorlage: Hanno Raichle) bietet zudem eine gute Mischung aus verschiedenen Elementen. Dazu gehören neben diversen Actionszenen, die Christian Meyer mit angemessen packender Musik unterlegt hat, auch die Spannungen innerhalb des Teams. Gerade Pit und Reno geraten mehrfach aneinander. Roesner, am ehesten als Kollege von Erdogan Atalay in 73 Folgen des RTL-Dauerbrenners "Alarm für Cobra 11" (2016 bis 2019) bekannt, muss den jüngeren Partner ohnehin demonstrativ dünnhäutig verkörpern, was es nicht leicht macht, Sympathie für ihn zu empfinden. Dass Pit angesichts eines Touristen, der ein Selfie mit dem toten Walkalb macht, handgreiflich wird, lässt sich nachvollziehen, aber sein unleidlicher Umgang mit den anderen Teammitgliedern wirkt etwas unmotiviert. Außerdem hat er kein Verständnis dafür, dass sein Partner die Planken des Einsatzboots gegen das Parkett von Bankettsälen getauscht hat; für ihn sind die reichen Spender nicht Teil der Lösung, sondern des Problems. Damit spricht Osburg ein typisches Dilemma vieler Umweltorganisationen an, die mit großen Konzernen zusammenarbeiten, um ihre Ziele umzusetzen. Wenn der Film genug Zuschauer findet, wird eine Reihe draus; Ideen für weitere Stoffe gibt es bereits.