Erfurt (epd). Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) blickt mit Zuversicht auf die Bewerbung der Stadt Erfurt, die mit ihren jüdisch-mittelalterlichen Gebäuden Weltkulturerbe-Stätte werden möchte. Allerdings brauche es bei der anstehenden Prüfung Geduld, sagte er am Montag in der Thüringer Landeshauptstadt. Es wäre schön, wenn das Vorhaben im ersten Anlauf im kommenden Sommer glückte. Falls nicht, sei dies aber nur eine Frage der Zeit, fügte er hinzu.
Die Stadt Erfurt hatte ihren Antrag mit dem dafür nötigen Dossier und dem Management-Plan bereits Anfang Dezember über die Thüringer Staatskanzlei und das Auswärtige Amt auf den Weg zur Unesco nach Paris gebracht. Im Sommer würden beauftragte Gutachter des Internationalen Rates für Denkmalpflege (Icomos) in Erfurt erwartet, sagte Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD). Über eine Aufnahme entscheide dann die Weltkulturerbe-Kommission 2022.
Den geforderten "außergewöhnlichen und universellen Wert" sieht die Unesco-Beauftragte der Stadt, Maria Stürzebecher, in der weltweit einmaligen jüdisch-mittelalterlichen Bausubstanz. Mit der Alten und der Kleinen Synagoge, der Mikwe, einem jüdischen Ritualbad, sowie vielen Gebäuden jüdischer Auftraggeber oder Besitzer seien Gebäude erhalten, von deren Existenz anderswo in Europa nur noch Fundamente oder Ruinen kündeten.
Dazu komme der 1998 bei Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe zur Alten Synagoge entdeckte jüdische Schatz mit einem Gesamtgewicht von 28 Kilogramm. Besitzer soll der jüdische Bankier Kalman von Wiehe gewesen sei, der seine Wertsachen vor dem Pest-Pogrom am 21. März 1349 versteckte.