Berlin, Bogotá (epd). Der kolumbianische Präsident Iván Duque hat vor einer Verschärfung der humanitären Krise in Venezuela und einem dramatischen Anstieg der Flüchtlingszahlen gewarnt. Die Zahl der venezolanischen Flüchtlinge könnte auf zehn Millionen ansteigen, sagte Duque laut der Tageszeitung "El Nacional" am Mittwoch (Ortszeit) in einem Interview. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, bei der Lösung der Krise mitzuwirken. Der venezolanische Staatschef Nicolás Maduro müsse abtreten und ein Sanierungsplan für das Land ausgearbeitet werden, erklärte Duque. Aktuell haben wegen der wirtschaftlichen und sozialen Situation mehr als 5,4 Millionen Venezolaner ihrem Heimatland den Rücken gekehrt. Die meisten von ihnen gehen in das Nachbarland Kolumbien.
Trotz geschlossener Grenzen verlassen laut UNHCR täglichen 500 bis 700 Venezolaner ihre Heimat. Nach dem Hauptaufnahmeland Kolumbien folgen Peru und Ecuador. Die Mehrheit der Venezolaner halten sich illegal in den Nachbarländern auf, weil sie nicht über einen gültigen Reisepass oder andere Dokumente verfügen. Es handelt sich um die größte Flüchtlingskrise in Südamerika.
Wegen der Corona-Pandemie hat sich die wirtschaftliche Lage in Venezuela weiter verschlechtert. Rund 90 Prozent der Menschen leben in Armut. Die jährliche Inflation hat die Marke von 15.000 Prozent erreicht. Das Gesundheitswesen steht vor dem Zusammenbruch. Zudem bedrohen marodierende Banden die Bevölkerung.