Bremerhaven (epd). Die Antarktis könnte infolge des Klimawandels in Zukunft ergrünen und von neuen Tier- und Pflanzenarten besiedelt werden. Andererseits dürften jetzt vorhandene Arten von dort verschwinden, erklärte das Alfred-Wegener-Institut am Mittwoch. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des in Bremerhaven ansässigen Institutes hat Hunderte Fachartikel über die Antarktis aus dem vergangenen Jahrzehnt ausgewertet.
Eine Erwärmung der antarktischen Gewässer ist nach Überzeugung der Wissenschaftler sehr wahrscheinlich. Somit dürften Pflanzen- und Tierarten aus wärmeren Regionen in die Antarktis einwandern. Für die kommenden Jahrzehnte werde unter anderem damit gerechnet, dass sich Moose oder Flechten an den Küsten ansiedelten.
Während die Artenvielfalt zunächst zunehmen könnte, hätten bei einer andauernden Erwärmung die an extrem tiefe Temperaturen angepassten Arten das Nachsehen. "Wir rechnen damit, dass sich solche Arten in die letzten verbliebenen sehr kalten Bereiche der Antarktis zurückziehen werden", sagte Projektkoordinator Julian Gutt. "Das heißt auch, dass man diese Regionen wird unter Schutz stellen müssen, um diese Arten zu erhalten."
Bis zum Ende dieses Jahrhunderts rechnen die Experten zudem mit einer weitgehenden Versauerung der antarktischen Gewässer. "Es steht außer Frage, dass vor allem jene Lebewesen Probleme bekommen, die Kalkschalen bilden", erklärte Gutt. Auch scheinbar so träge Organismen wie etwa einige Schwämme oder Seescheiden am Meeresboden der Antarktis reagierten sehr schnell auf veränderte Lebensbedingungen. Mit den starken Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringe, könnten diese Arten ebenfalls Probleme bekommen, hieß es.