Frankfurt a.M., Dhaka (epd). Trotz anhaltender Proteste von Menschenrechtlern hat Bangladesch eine zweite Gruppe von Rohingya-Flüchtlingen auf die unwirtliche Insel Bhasan Char gebracht. Es handele sich um 1.804 Menschen, berichtete die bangladeschische Zeitung "The Daily Star" am Dienstag. Bereits Anfang des Monats waren mehr als 1.640 Rohingya dorthin umgesiedelt worden. Die Regierung plant, insgesamt bis zu 100.000 Flüchtlinge der muslimischen Volksgruppe aus den überfüllten Camps im Distrikt Cox's Bazar auf die abgelegene Insel zu bringen.
Die UN hatten zuvor erklärt, man sei in das Verfahren nicht involviert. Er sei besorgt darüber, dass weitere Rohingya auf die Insel gebracht würden, ohne dass die Vereinten Nationen deren Sicherheit überprüft hätten und ohne die Bestätigung, dass die Umsiedlung freiwillig erfolge, erklärte der neue UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews.
Menschenrechtsorganisationen forderten die Behörden erneut auf, die Umsiedlungen zu stoppen. Mangelnde Transparenz, Vorwürfe aus der Gemeinschaft, dass Rohingya-Familien Geld geboten worden sei sowie Einschüchterungstaktiken machten das Prozedere fragwürdig, kritisierte Saad Hammadi von Amnesty International. Befragungen unter der ersten Gruppe von Rohingya hätten ergeben, dass diese gezwungen wurden, erklärte die Organisation Fortify Rights. Ohne Wissen der Betroffenen seien deren Namen auf den Listen zur Verlegung erschienen. Aus Angst seien einige Rohingya untergetaucht.
Bhasan Char im Golf von Bengalen ist eine unwirtliche Insel, die vor allem während der Monsunzeit nur eingeschränkt bewohnbar ist. Helfer und Flüchtlinge, die die Insel in Augenschein nehmen konnten, sprechen zudem von "gefängnisähnlichen Einrichtungen". Unter anderem gebe es kaum Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und Bildung.
Insgesamt beherbergt Bangladesch mehr als eine Million Rohingya aus dem benachbarten Myanmar. Wegen einer brutalen Offensive der myanmarischen Armee waren allein seit Ende August 2017 mehr als 740.000 Rohingya über die Grenze geflohen. Die Vereinten Nationen und Menschenrechtler werfen Myanmar Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.