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Liebe Gemeinde, im Jahre 587 vor Christus beginnt die schlimmste Krisenzeit, die das Volk Israel bis dahin erlebte. Das Land ist zerstört und erobert worden. Der Tempel steht nicht mehr. Gottesdienst kann nicht mehr so stattfinden, wie man es gewohnt ist. Gute Freunde und Nachbarn wurden verschleppt. Das Land liegt am Boden. In dieser Situation erinnert man sich an den Propheten Jesaja und schreibt dessen Worte fort:
Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.
Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften.
Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter. Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge;
denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt. Und es wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Völker fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein.
Jesaja 11,1–10 (Hier vorgelesen von helge Heynold)
2600 Jahr später sind Jesajas Worte unser Predigttext. Wieder ist Krise, wieder sind wir von Menschen getrennt, die wir lieben, wieder können wir Gottesdienst nicht wie gewohnt feiern. Ich will Ihnen sagen, wie ich die alten Worte an diesem Heiligabend 2020 höre. Denn ich glaube, dass es gute Worte für uns sind.
Euer Unglück wird ein Ende haben! Ihr denkt vielleicht, es geschieht nichts, weil es zu langsam für eure Augen geschieht. Aber auch Pflanzen wachsen, ohne dass ihr ihnen dabei zuschauen könnt. Die Erlösung, auf die ihr wartet, wächst auf die gleiche Art wie ein grüner Zweig, der sich aus einem trockenen Stamm hervorschiebt: grün, zart und am Anfang noch zerbrechlich, aber voller Leben! An solchen neuen Zweigen können auch wieder Früchte wachsen.
Vielleicht zweifelt ihr, aber ich sage euch, es wächst bereits! Kommt auf den grünen Zweig!
Eure Erlösung ist schon auf dem Weg, weil Gott längst eingegriffen hat. Woher haben Menschen denn ihre Ideen für Impfstoffe? Woher haben wir unseren Verstand und unser Mitgefühl, die uns verantwortlich handeln lassen? Es ist Gottes Geist, der in uns atmet! Wenn ihr den Eindruck habt, es gäbe nur noch Dummheit, Unrecht und Egoismus, dann schärft euren Blick. Macht die Augen auf für jedes Aufblitzen von Gottes Geist in der Welt! Es ist da und wird größer werden, denn Gott lässt wachsen! Wie ein Kind groß wird, werden Verstand und Einsicht zunehmen in das, was Gott will.
Schaut auf den grünen Zweig, die nächste Generation! Hört ihnen zu, denn sie sehen anders als ihr. Sie sehen, was nötig ist. Sie erkennen, was Gott und seiner Schöpfung dient! Und das ist ihr Antrieb. Sie lassen sich nicht beruhigen, wenn die Welt droht zu verbrennen und das Meer droht, die Küsten zu überfluten. Sie erkennen, was gerecht ist und was nicht, weil sie sich nicht vormachen lassen, eine Hautfarbe oder ein Geschlecht seien besser als andere.
Eure Erlösung hat begonnen. Gebt acht, dass ihr sie nicht hemmt! Ich weiß, dass Gerechtigkeit wehtut. Aber sie tut denen weh, die von der Ungerechtigkeit profitieren, nicht denen, die unter ihr leiden. Frieden macht denen Schmerzen, die vom Krieg profitieren. Armut ist eine Schande, nicht für die Armen, sondern für euch Reiche. Gott wird seine Gerechtigkeit reif werden lassen wie eine Frucht an dem neuen Zweig. Dann hat das Elend endgültig ein Ende.
Wenn die Gerechtigkeit groß wird, werden die Gewalttäter auf die Gewalt verzichten müssen. Die Kriegstreiber werden ohne Rüstung nackt dastehen wie ein neugeborenes Kind. Die Reichen werden lernen, sich daran zu freuen, wie es für alle reicht. Die Unterdrückten werden Gründe sammeln, ihren ehemaligen Unterdrückern zu verzeihen.
Eure Erlösung liegt vor euch. Sie ist in Windeln gewickelt, in Gerechtigkeit und Treue. Seid ebenfalls treu! Hegt und pflegt den neuen Zweig! Hofft nicht allein auf das, was vielleicht morgen möglich ist, sondern lasst der Zukunft Zeit zu wachsen. Vertraut Gottes Verheißung, dann werdet ihr feststellen, dass alles möglich werden kann. Erlaubt Gottes Geist das Stoßlüften in euren Köpfen und Herzen! Denkt euch das Schönste und Unwahrscheinlichste und fangt an, darauf zu hoffen!
Stellt euch vor: Der Neonazi zieht beim Migranten ein. Im Nahen Osten herrscht Frieden! Autokraten kümmern sich um andere, Rüstungsfirmen bauen Windräder, keine Frau muss mehr Angst vor ihrem Mann haben, Hautfarben sind einfach schön!
Ihr dürft euch freuen! Schaut, wie die Erlösung grünt und wächst! Der alte Stamm treibt einen neuen Zweig aus, ein Kind ist geboren. Gott hat euch alles gegeben, was ihr jemals braucht. Ihr könnt dabeistehen und warten, bis diese Erkenntnis höher steigt als der Meeresspiegel, oder ihr könnt anfangen, euch zu freuen und zu helfen, dass es wächst. Macht mit beim Frieden! Überall gibt es gute Initiativen, die dem Frieden dienen. Schließt euch der Wahrheit an! Überall, wo Propaganda geschieht, werden auch gute Argumente vorgetragen. Schafft Gerechtigkeit! Überall kann man auch Waren kaufen, die gerecht produziert werden. Gebt ab! Brot für die Welt braucht eure Spende in diesem Jahr mehr denn je. Hört auf eure Kinder! Überall gibt es Demos, auf die ihr sie begleiten könnt. Verzichtet auf jeden Tag Fleisch, verzichtet niemals auf die Liebe!
Amen