Göttingen (epd). Menschenrechtler befürchten eine Zunahme islamistischer Gewalt in Westafrika über Weihnachten. Extremisten griffen dabei zunehmend nicht mehr nur Kirchen und christliche Gemeinden an, sondern auch islamische Schulen und muslimische Gläubige, warnte die Gesellschaft für bedrohte Völker mit Sitz in Göttingen am Montag. Deshalb müsse dringend nicht nur der Schutz christlicher Einrichtungen, sondern der gesamten Zivilbevölkerung verstärkt werden. In Westafrika waren über Weihnachten immer wieder Gottesdienste Ziel von Anschlägen geworden.
"Islamistische Extremisten wollen mit ihrer Gewalt zeigen, dass Polizei, Armee und andere staatliche Einrichtungen die Zivilbevölkerung nicht wirksam schützen", erklärte der Direktor der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius. "Es eine blutige Machtprobe, bei der Religion nicht im Vordergrund steht."
Die Gesellschaft für bedrohte Völker zeigte sich zudem besorgt darüber, dass die Gewalt immer häufiger von kriminellen Banden verübt werde. Diese führten Überfälle und Entführungen als Auftragsarbeiten für Boko Haram oder andere terroristische Gruppen aus. So seien erst am Wochenende mehr als 80 Schüler einer islamischen Schule im Bundesstaat Katsina von Bewaffneten entführt worden. Die Entführer seien nach einem Schusswechsel gestellt und die Verschleppten befreit worden. Die zunehmende islamistische Gewalt betreffe nicht nur Nigeria, sondern auch Burkina Faso, Niger, Mali und den Tschad.