Berlin (epd). Impfstoff muss nach Auffassung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, António Guterres, globales öffentliches Gut sein. Das sagte der Portugiese am Freitag im Bundestag in Berlin, wo er auf Einladung von Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) eine Rede hielt - in deutscher Sprache. Er sagte, Impfstoff sollte insbesondere auch in der Corona-Pandemie überall und für alle Menschen zugänglich und bezahlbar sein - "ein Impfstoff, der den Menschen gehört".
Der UN-Generalsekretär betonte, dass durch die Pandemie die Armut zunehme und Hungersnöte drohten. "Überall haben die Schwächsten am meisten zu leiden." Dennoch mangele es an internationaler Zusammenarbeit. An vielen Orten gebe es "die Tendenz zur Abschottung" und eine Zunahme von Hetze, Antisemitismus, islamfeindlichem Fanatismus und anderen Formen von Diskriminierung. "Wir wissen aus der Geschichte, dass eine Politik, die auf Wut setzt, in die Katastrophe führt", mahnte er. Gleichzeitig erneuerte er seine Forderung nach einer weltweiten Waffenruhe, damit die Pandemie effektiver bekämpft werden könne.
Anlass für den Besuch von Guterres in Berlin ist der 75. Jahrestag der Gründung der Vereinten Nationen. An der 45-minütigen Sonderveranstaltung im Bundestag nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil. Der Bundestag lädt selten ausländische Persönlichkeiten ein, um im Plenarsaal zu sprechen. Meist geschieht das zu Gedenkstunden - zum Beispiel wenn an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. Die UN wurde am 24. Oktober 1945 gegründet.