Dannenrod (epd). Nach der Räumung des letzten Protest-Baumhauses im Dannenröder Forst hat die Polizei ihren Einsatz in den vergangenen Wochen als Erfolg bewertet. Man habe "Sorge getragen, dass Sicherheit ganz klar vorgeht", sagte der Sprecher Jochen Wegmann am Mittwoch. Die Polizei sei immer ruhig und besonnen vorgegangen, trotz widrigster Bedingungen, ergänzte die Sprecherin Silvia Frech.
Die Beamten begleiteten seit dem 1. Oktober die Rodungen für den Weiterbau der Autobahn 49 zwischen Kassel und Gießen. Am Dienstagnachmittag wurde auf der Trasse der zukünftigen Autobahn durch den Dannenröder Forst der letzte Baum gefällt, nachdem die Polizei das letzte verbliebene Baumhaus geräumt hatte. Umweltschützer hielten Teile des Dannenröder Forstes mehr als ein Jahr lang besetzt. Um den Autobahnbau zu verhindern, hatten sie hohe Baumhäuser und Barrikaden im Wald errichtet.
Täglich seien 2.000 Polizeibeamte aus allen Bundesländern und von der Bundespolizei im Einsatz gewesen, berichteten die beiden Sprecher. Etwa 1.000 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden. 450 Straftaten wurden den Angaben zufolge angezeigt, davon 46 Mal wegen Landfriedensbruchs. 80 Polizisten verletzten sich durch "Fremd- und Eigenverschulden", darunter waren beispielsweise auch Verstauchungen beim Einsatz im Wald.
Man habe 500 Barrikaden und Baumhäuser geräumt, fügten die beiden Sprecher hinzu. Die Höhenrettung habe Hunderte Menschen aus den Bäumen zu Boden gebracht. Es gab den beiden Sprechern zufolge auch Angriffe auf Polizeibeamte, die unter anderem mit Steinen, Flaschen, Fäkalien und Zwillen beschossen wurden. Die Polizei ihrerseits setzte Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer ein.
Es habe auch Fehler gegeben, räumte Frech ein. Zwei Aktivistinnen waren aus mehreren Metern Höhe von Bäumen gestürzt. Auch "individuelles Fehlverhalten" sei vorgekommen: Ein Kollege habe auf einem Helm einen Totenkopf getragen, die Ermittlungen liefen.
Die Umweltschützer gaben am Mittwoch ebenfalls eine Stellungnahme ab. "Wir haben gerade einen gesunden Wald an eine Autobahn verloren", sagte eine Sprecherin des Bündnisses "Wald statt Asphalt". Aus Sicht der Aktivisten hätte es "rechtlichen Spielraum" gegeben, die A 49 nicht zu realisieren. Der Protest im "Danni", wie die Umweltschützer den Dannenröder Forst nennen, höre nicht auf. "2021 wird auch hier ein Klima-Camp stehen." Für den Weiterbau der A 49 wurden insgesamt 85 Hektar Wald gerodet. Der Dannenröder Forst gilt als wertvoller, intakter Mischwald. Er befindet sich in einem Trinkwasserschutzgebiet, das 500.000 Menschen mit Wasser versorgt.