Genf (epd). Mehr als 80 Millionen Menschen sind laut Vereinten Nationen weltweit vor Gewalt und Konflikten auf der Flucht, mehr denn je zuvor. Dieser traurige Meilenstein sei Schätzungen zufolge Mitte des Jahre erreicht worden, erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, zu dem am Mittwoch in Genf vorgestellten Bericht. Zum Jahresende 2019 waren die UN von 79,5 Millionen Kindern, Frauen und Männern auf der Flucht ausgegangen.
Trotz des eindringlichen Appells von UN-Generalsekrtär António Guterres im März, gerade angesichts der Corona-Pandemie weltweit die Waffen schweigen zu lassen, seien Konflikte und Verfolgung weitergegangen, beklagte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. In der ersten Jahreshälfte hätten unter anderem Gewalt in Syrien, im Kongo, in Mosambik, Somalia und im Jemen viele weitere Menschen in die Flucht getrieben. Auch in der Sahel-Zone seien starke Fluchtbewegungen registriert worden. Während die Zahl der zur Flucht gezwungenen Menschen sich im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt habe, versage die Weltgemeinschaft bei der Sicherung von Frieden, erklärte Grandi. "Wir haben nun einen weiteren traurigen Meilenstein erreicht", sagte er. Und der Anstieg werde nicht stoppen, solange die Kriege nicht stoppten.
Corona habe das Leben und Überleben der Flüchtenden noch schwerer gemacht, erklärte das UNHCR. Auch die Maßnahmen im Kampf gegen das Virus hätten es vielen erschwert, in Sicherheit zu gelangen, hieß es mit Blick auf die Grenzschließungen Dutzender Länder.
In seinem im Juni veröffentlichten Jahresbericht hatte das UNHCR die Zahl der Binnenflüchtlinge unter den insgesamt 79,5 Millionen Geflohenen auf knapp 46 Millionen beziffert: Sie versuchten, sich innerhalb des eigenen Landes vor Gewalt und Repression in Sicherheit zu bringen. Knapp 30 Millionen Kinder, Frauen und Männer suchten als Flüchtlinge Schutz außerhalb ihrer Heimatländer. Etwa vier Millionen Menschen befanden sich den Angaben zufolge in einem Bewerbungsverfahren für Asylschutz in einem fremden Land.