Die Aufnahmen sind im Kasten - für eine Fernseh- und Web-Produktion, die an Heiligabend die Weihnachtsgeschichte "auf noch nie dagewesene Art und Weise" erzählen will: Eine Stunde lang sollen Zuschauer per Livestream und im Fernsehen eine Mischung aus Weihnachtsliedern, besinnlichen Impulsen und einer Inszenierung der Wunder erleben, die Weihnachten ausmachen.
Michael Hofmann, Leiter von "Weihnachten neu erleben" (Karlsruhe), ist die Begeisterung abzuspüren, wenn er von den aufwendigen Drehs der vergangenen Tage spricht: Ein Höhepunkt sei die Szene gewesen, in der der Frieden nach dem ersten Weltkrieg nachgespielt wird: Selbstproduzierte Filmszenen von einem großen Schlachtfeld sind auf einer riesigen LED-Wand zu sehen, vor denen sich auf der Bühne der dm-Arena in Karlsruhe schauspielende Soldaten verbrüdern. Dazu würden Originalfotos von dem historischen Ereignis gezeigt - "eine Mischung, die unglaublich emotional ist."
Finanzielle Mittel für eine solch aufwendige Produktion gebe es kaum, aber dafür fast unendliche menschliche Ressourcen, erklärt Hofmann: Rund 2.000 ehrenamtliche Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Kirchen stünden hinter dem Projekt, die dann beispielsweise ihren Acker für das Filmen einer Kriegsszene stellen, oder einen Bagger ausleihen, der die Schützengräben aushebt.
Sie alle motiviere das gemeinsame Anliegen, auf die ursprüngliche Bedeutung des Weihnachtsfestes hinweisen zu wollen. "Weihnachten ist eine einmalige Chance, über Jesus Christus und die Bedeutung für unser persönliches Leben zu sprechen." Deshalb werde die Produktion auch gottesdienstliche Elemente beinhalten.
Durch den Abend führt Lisa Mantler, die als 18-jähriger Social-Media-Star mit ihrer Zwillingsschwester Lena auf Instagram über 15 Millionen Follower hat. Sprecher der Impulse sind der Bischof der Diözese Passau, Stefan Oster, und Dorothea Greiner, evangelische Regionalbischöfin in Bayreuth, sowie Steffen Beck, Leiter der freikirchlichen Gemeinde ICF Karlsruhe.
Hunderte Schafe in LED-Westen
Ihre Gedanken werden immer wieder mit großen Spielfilmszenen und Bühnenbildern untermalt. "Wir haben spektakuläres Filmmaterial wie das Wunder der Deutschen Wiedervereinigung aufgenommen oder mehrere hundert Schafe in LED-Westen gesteckt und dann gefilmt", so Hofmann.
Das Fürbitte-Gebet sprechen der Schauspieler Samuel Koch, die Influencerin Jana Highholder sowie die Zwillinge Johannes und Philipp Mickenbecker, die als "Real Life Guys" ein Millionenpublikum auf ihrem Youtube-Kanal erreichen. Und natürlich darf das Lied "O du fröhliche" an Heiligabend nicht fehlen, das von einem riesigen Chor aus einzelnen Sängern an verschiedensten Orten in Deutschland gesungen und aufgenommen wurde. Den Segen sprechen dem Online- und Fernsehpublikum die Dekane der Stadt Karlsruhe zu.
Hinter der Aktion steht der überkonfessionelle Verein "Weihnachten neu erleben e.V." der seit einigen Jahren in Karlsruhe ein Weihnachtsevent im Musical-Stil veranstaltet und dieses Jahr bei mehreren Aufführungen insgesamt 100.000 Zuschauer in der Karlsruher Arena erreichen wollte - und nun coronabedingt auf diese Version der Veranstaltung umgeschwenkt hat.
Ideenbörse für Gemeinden
Neben der Heiligabendproduktion findet sich auf der Internethomepage "24x Weihnachten neu erleben" eine Ideenbörsen für Gemeinden, wie sie ihre Adventsgottesdienste gestalten können - mit Videosequenzen für Kinder und Erwachsene, Predigtmaterial und einem gleichnamigen Buch. Dieses wurde mittlerweile mehr als 70.000 Mal verkauft und ist als kleiner Glaubenskurs konzipiert, der in die Adventszeit einstimmen soll.
"Corona darf Kirche, den Glauben und die Gemeinschaft nicht auslöschen. Wir wollen Kirchen ermutigen und ihnen Werkzeuge an die Hand geben, wie sie ein diesem besonderen Jahr die Advents- und Weihnachtszeit gestalten können", so Hofmann.
Doch Höhepunkt bleibt die Produktion für Heiligabend. Auf welchem Fernsehsender diese dann zu sehen sein wird, stehe noch nicht fest, es gäbe noch Verhandlungen mit mehreren Sendern. Aber auf jeden Fall werde der Schwerpunkt auf der Videoplattform YouTube liegen, damit es für alle interessierte Menschen zeitunabhängig zu sehen sei, sagte Hofmann.