Frankfurt a.M., Cox's Bazar (epd). Unter Protesten von Menschenrechtlern hat Bangladesch mit der Umsiedlung von Rohingya-Flüchtlingen im Distrikt Cox's Bazar auf eine abgelegene Insel begonnen. Geplant sei, bis zu 100.000 Flüchtlinge aus den überfüllten Camps nach Bhasan Char zu bringen, berichtete die Zeitung "Prothom Alo" (Online) am Donnerstag. Menschenrechtler kritisierten den Vorgang scharf und forderten die Behörden auf, die Umsiedlungen zu stoppen. Offensichtlich erfolgten diese unter Zwang, hieß es.
Bhasan Char im Golf von Bengalen ist eine unwirtliche Insel, die vor allem während der Monsunzeit nur eingeschränkt bewohnbar ist. Die Lebensbedingungen gelten als erbärmlich. Beobachter, die sich ein Bild machen konnten, sprechen von "gefängnisähnlichen Einrichtungen", auch gebe es kaum Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und Bildung. Mehr als 300 Rohingya-Bootsflüchtlinge sind bereits dort untergebracht.
"Die Regierung von Bangladesch verstößt damit gegen ihr Versprechen an die Vereinten Nationen, keine Flüchtlinge auf die Insel Bhasan Char umzusiedeln, bis humanitäre Experten grünes Licht geben", sagte der Asienchef von Human Rights Watch, Brad Adams. Wäre die Regierung von der Bewohnbarkeit der Insel überzeugt, wäre sie damit transparent umgegangen und hätte die UN nicht außen vor gelassen, betonte er. Die UN hatten zuvor erklärt, man sei in die Vorbereitungen und das Verfahren nicht involviert.
Besorgt äußerte sich auch die Organisation Fortify Rights: Regionalchef Ismail Wolff erklärte, Befragungen von Rohingya hätten ergeben, dass diese nicht freiwillig gingen, sondern genötigt wurden. Ohne Wissen der Betroffenen seien deren Namen auf den Listen zur Verlegung erschienen. Aus Angst seien einige Rohingya untergetaucht.
Entsprechende Pläne zur Umsiedlung verfolgt die Regierung in Dhaka seit Jahren. Insgesamt beherbergt Bangladesch mehr als eine Million Rohingya aus dem benachbarten Myanmar. Allein 740.000 Angehörige der muslimischen Volksgruppe waren wegen einer brutalen Offensive der myanmarischen Armee seit Ende August 2017 nach Bangladesch geflohen. UN und Menschenrechtler werfen Myanmar Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.