Genf, München (epd). Zehn Jahre nach Inkrafttreten des internationalen Streubomben-Verbotsvertrages kommen die gefährlichen Waffen laut Handicap International noch immer zum Einsatz. Nahezu alle Opfer von Streumunition seien Zivilisten, erklärte die Hilfsorganisation in einem am Mittwoch in München veröffentlichten Bericht.
Im Berichtszeitraum 2019 seien durch Streumunitionsangriffe und -reste weltweit mindestens 286 Menschen in neun Ländern und zwei Gebieten getötet oder verletzt wurden, darunter Syrien, der Irak, der Jemen, Afghanistan und Laos, heißt es im "Streubomben Monitor". Dies stelle einen Anstieg von mehr als 90 Prozent gegenüber den 149 Opfern im Jahr 2018 dar.
In diesem Jahr wurden die international geächteten Sprengsätze laut Bericht im Bergkarabach-Konflikt von den Streitkräften Aserbaidschans und Armeniens eingesetzt. Die Waffen müssten endgültig aus der Welt geschafft werden, forderte Handicap.
Streumunition wird in Behältern von Artilleriegeschützen und Militärflugzeugen abgeschossen. Wenn sich die Behälter öffnen, verteilen sich Hunderte kleiner Bomben auf einem mehrere Fußballfelder großen Gebiet. Viele Einzelteile detonieren nicht sofort, sie gefährden vielmehr die Bevölkerung noch nach Jahrzehnten. Abgeworfene Streubomben können den Angaben zufolge bis zu 40 Prozent Blindgänger hinterlassen.
Das Übereinkommen über Streumunition war am 1. August 2010 in Kraft getreten. Die Konvention untersagt Einsatz, Herstellung, Handel und Lagerung dieser Waffen. Überlebende von Angriffen sollen unterstützt und kontaminierte Gebiete wieder nutzbar gemacht werden. Die USA, China und Russland gehören dem Abkommen nicht an.
Handicap International ist eine Organisation für Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Besonderes Augenmerk legt sie auf die Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderung.