Äthiopiens Armeechef beschuldigt WHO-Chef im Tigray-Konflikt

Äthiopiens Armeechef beschuldigt WHO-Chef im Tigray-Konflikt

Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Die äthiopische Armeeführung beschuldigt den Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, die aufständische Tigray-Volksbefreiungsfront (TPLF) zu unterstützen. Tedros habe jeden Stein umgedreht, um der TPLF zu Waffen zu verhelfen, sagte der Armeechef, General Berhanu Jula, laut einem Bericht des britischen Rundfunksenders BBC vom Donnerstag. Von Tedros gab es zunächst keine Stellungnahme.

Der Immunologe Tedros (55) ist äthiopischer Staatsbürger und gehört zur Ethnie der Tigray. Er steht seit Juli 2017 an der Spitze der WHO in Genf. Von 2005 bis 2012 war er Gesundheitsminister seines Landes. Damals hatten Tigray-Politiker eine starke Stellung in der Staats- und Armeeführung.

Die äthiopische Armee und die TPLF, die in der Tigray-Region an der Macht ist, liefern sich seit Anfang November heftige Kämpfe. Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hatte Anfang der Woche erklärt, die Armee könnte in den kommenden Tagen eine Entscheidung herbeiführen. Weil die Region weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist, gibt es keine unabhängigen Berichte über die Lage. Nach UN-Angaben sind bereits mehr als 30.000 Menschen in den Sudan geflohen.

Hintergrund des militärischen Konflikts sind Machtkämpfe und Spannungen im Vielvölkerstaat Äthiopien, der rund 110 Millionen Einwohner hat. Abiy gehört zur Volksgruppe der Oromo und ist seit 2018 Regierungschef. Er leitete eine politische Öffnung ein und schloss Frieden mit Eritrea, wofür er den Friedensnobelpreis erhielt. Gegen Kritiker und vermeintliche Sympathisanten der TPLF geht er aber mit großer Härte vor.