Parlament in Peru bestimmt neuen Übergangspräsidenten

Parlament in Peru bestimmt neuen Übergangspräsidenten

Quito, Lima (epd). Einen Tag nach dem Rücktritt von Übergangspräsident Manuel Merino hat das Parlament in Peru einen neuen Präsidenten gewählt. Der Wirtschaftsingenieur Francisco Sagasti wurde am Montag (Ortszeit) auf einer Sondersitzung des Parlaments mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden des neuen Generalkomitees bestimmt, wie der Sender RPP berichtete.

In der aktuellen politischen Krise übernimmt der Vorsitzende dieses Gremiums laut Verfassung das höchste Staatsamt. Der 76-jährige Sagasti sollte noch am Dienstag als Interimspräsident vereidigt werden. Er ist bereits der vierte Präsident in der aktuellen Legislaturperiode. Für den kommenden April sind Präsidentschafts- und Parlamentswahlen angesetzt.

"Heute ist kein Tag zum Feiern", sagte Sagasti in einer kurzen Rede vor dem Parlament und bezog sich dabei auf die beiden Männer, die bei den Anti-Regierungs-Protesten am Samstag erschossen worden waren. Tagelang hatten Tausende, vor allem junge Peruaner, gegen die Übergangsregierung von Manuel Merino demonstriert. Laut Medienberichten schlug die Polizei die Proteste teils gewaltsam nieder. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich am Montag zutiefst beunruhigt über die Situation in Peru, das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte will eine Mission in das südamerikanische Land entsenden.

Übergangspräsident Merino war am Sonntag nach nur sechs Tagen im Amt zurückgetreten. Der ehemalige Parlamentspräsident hatte am Dienstag vor einer Woche die Nachfolge von Präsident Martín Vizcarra übernommen, der wegen Korruptionsvorwürfen abgesetzt worden war. Menschenrechtsorganisationen hatten das Amtsenthebungsverfahren kritisiert. Vizcarra war in der Bevölkerung äußerst beliebt.

Die Amtsenthebung Vizcarras hat Peru in eine schwere politische Krise gestürzt. Der Andenstaat ist durch die Corona-Pandemie bereits schwer getroffen. Laut Gesundheitsministerium gibt es mehr als 938.000 Infizierte, die Zahl der Toten liegt bei über 35.000. Zudem hatte die Vizcarra-Regierung wegen der verstärkten Ausbreitung von Diphterie einen weiteren landesweiten epidemiologischen Alarm ausgerufen.