Biblis, Bonn (epd). Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat den Castortransport per Zug in das hessische Biblis scharf kritisiert. Mit dem am Mittwoch in Biblis angekommenen Transport sei erneut hochgefährlicher Atommüll von einem Atomstandort zum anderen gebracht worden, erklärte Udo Buchholz vom BBU-Vorstand in Bonn. Obwohl ein Endlager für Atommüll weit und breit nicht in Sicht sei, werde noch weiterhin Atommüll in Atomkraftwerken und Uranfabriken produziert. Am Mittwochmorgen hatte der umstrittene Castortransport aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield das Atomkraftwerk Biblis erreicht, wo sich auch das Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll befindet.
Buchholz forderte zum Schutz der Bevölkerung die sofortige Stilllegung von Atomkraftwerken und Uranfabriken. Trotz beschlossenen Atomkraftausstiegs sollten Atomkraftwerke in der Bundesrepublik noch bis zum Jahr 2022 betrieben werden, kritisierte er. Zudem gebe es für die Uranfabriken in Gronau in Nordrhein-Westfalen und Lingen in Niedersachsen keinerlei Laufzeitbegrenzung. Sie produzierten Atombrennstoffe für Kernkraftwerke in vielen Ländern. Ihr Betrieb sei mit hochgefährlichen Atomtransporten verbunden.
Der Zug war am Dienstagabend im niedersächsischen Nordenham gestartet. Dort waren die Castoren zuvor von einem Schiff auf Eisenbahnwaggons verladen worden. Seit dem Start des Frachters "Pacific Grebe" im englischen Hafen Barrow-in-Furness war der Transport insgesamt mehr als eine Woche unterwegs. Kundgebungen und Mahnwachen gab es nach Angaben des Bündnisses "Castor stoppen" unter anderem in Bremen, Hannover, Göttingen sowie im hessischen Groß-Gerau und in Biblis.
Die Polizei zog am Mittwoch eine positive Bilanz ihres Einsatzes. Außer "kleineren Blockaden" bei Biblis sei es nicht zu nennenswerten Zwischenfällen gekommen, erklärte ein Sprecher der Bundespolizei auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Gesamtseinsatzleiter Andreas Sagehorn von der Polizeidirektion Oldenburg sagte: "Es gab keine Störungen während der Schiffsankunft, der Verladephase und während des Transportes." Die Polizei hatte mehrere Tausend Beamte zum Schutz des Castortransportes aufgeboten.