Den Haag (epd). Ein wegen Zeugen-Bestechung beschuldigter Anwalt hat sich nach fünf Jahren Flucht dem Internationalen Strafgerichtshof gestellt. Der Kenianer Paul Gicheru befinde sich in Gewahrsam des Gerichts, erklärte der Strafgerichtshof am Montag in Den Haag. Gicheru soll bei den Ermittlungen zur Gewalt nach der Präsidentenwahl 2007 in Kenia ein System zur Beeinflussung von Zeugen geleitet haben. Der Strafgerichtshof musste mehrere Prozesse aus Mangel an Beweisen und wegen fehlender Zeugen einstellen, darunter auch das Verfahren gegen den heutigen kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta.
Gicheru hat der Anklage zufolge mehreren Zeugen Geld gezahlt oder Jobs angeboten, um sie dazu zu bringen, ihre Aussagen zurückzuziehen. Der Strafgerichtshof hatte im September 2015 Haftbefehle gegen Gicheru und den Mitangeklagten Philip Kipkoech Bett wegen Straftaten gegen die Rechtspflege ausgestellt. Bett wurde bisher noch nicht festgenommen.
Das Gericht in Den Haag hatte nach der bürgerkriegsähnlichen Gewalt in Kenia 2007 und 2008 Anklage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen sechs Männer erhoben. Unter ihnen waren auch der heutige Präsident Uhuru Kenyatta und sein Stellvertreter William Ruto. Sie sollen laut der damaligen Anklage die Gewalt angestachelt haben. Das Verfahren gegen Kenyatta wurde 2014 noch vor dem offiziellen Prozessbeginn eingestellt, das gegen Ruto endete 2016 aus Mangel an Beweisen, ohne dass ein Urteil gesprochen wurde. Keiner der angeklagten Kenianer wurde verurteilt. In vielen Fällen hatten Zeugen ihre Aussage zurückgezogen, weil sie eingeschüchtert oder bedroht wurden.