Hamburg (epd). Mindestens ein Drittel des weltweiten Plastikmülls im Meer besteht nach Angaben des WWF aus Fischereigeräten wie Netzen und Tauen. Jährlich würden etwa eine Million Tonnen hinzukommen, heißt es in einem neuen WWF-Report, der am Donnerstag in Hamburg veröffentlicht wurde. Besonders gefährlich seien die sogenannten Geisternetze: Sie zersetzten sich nicht nur äußerst langsam zu Mikroplastik, sondern stellten auch eine tödliche Gefahr dar für Fische, Meeressäuger, Schildkröten und Vögel, die sich darin verfangen.
Dringend erforderlich seien wirksame Gesetze und Kontrollen weltweit, damit Netze nicht mehr unkontrolliert ins Meer geraten oder dort verbleiben, sagte Jochen Lamp, Leiter des Geisternetz-Projektes beim WWF Deutschland. Außerdem müssten die Regierungen der Küstenstaaten für Bergung und Vorsorgemaßnahmen verantwortlich sein.
Die immense Größe des Problems verdeutliche der "pazifische Müllstrudel": Er allein bestehe aus 79.000 Tonnen Plastik, fast die Hälfte davon seien Netzteile, Taue oder Angelschnüre. Rund um den Erdball gehen laut WWF jährlich ein Drittel aller Langleinen und Angelschnüre verloren. Allein in den europäischen Meeren verschwinden jedes Jahr mehr als 1.000 Kilometer Netze im Wasser - das entspreche der Strecke von den Alpen bis zur Ostsee.
Eigentlich verbieten laut WWF bestehende Gesetze die Verschmutzung der Meere. Europäische Fischer seien sogar verpflichtet, verloren gegangene Netze zu bergen oder ihren Verlust den nationalen Behörden zu melden. Doch Gesetze seien nur effektiv, wenn ihre Einhaltung auch kontrolliert wird. Dies sei auf internationaler Ebene auf den Meeren kaum möglich - dafür fehlten die finanziellen Mittel und der politische Wille. Umso mehr müssten die einzelnen Küstenstaaten "ihre Verantwortung endlich übernehmen", forderte der WWF.
In Deutschland seien die Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein "schon auf einem guten Weg", sagte Lamp. Dennoch bestehe weiterer Handlungsbedarf. Die Bergung der Netze müsse generell verpflichtend werden. Zurzeit sei dies nur nötig, wenn die Sicherheit von Seeschifffahrtsstraßen gefährdet ist. Die schädliche Wirkung auf die Umwelt bleibe außen vor.