"Win-win": Medienprofis und Pfarrer von St. Lorenz produzieren Online-Andachten

Medienprofis und Pfarrer von St. Lorenz produzieren Online-Andachten
© epd-bild/Hans Batz
Zusammen mit zwei Profis haben die Pfarrerinnen und Pfarrer in St. Lorenz in Nürnberg ihre Gottesdienste und Andachten produziert, die sie in Corona-Zeiten ins Netz stellen. Im Bild: Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein bei ihrer Andacht „Jesus medial“ in der Sakristei der Lorenzkirche.
"Win-win": Medienprofis und Pfarrer von St. Lorenz produzieren Online-Andachten
Viele Gemeinden stellen in Corona-Zeiten ihre Gottesdienste ins Netz. Über 1.000 Sendeminuten haben die Pfarrerinnen und Pfarrer in St. Lorenz in Nürnberg seit März produziert - mit zwei absoluten Profis.
28.10.2020
epd
Jutta Olschewski

An den hohen Wänden hängen die ehrfurchteinflößenden Porträts der alten Pfarrherren, darunter hat Corin Schatz Mischpulte, Bildschirme, Boxen, Recorder und Mikrofone aufgebaut. Seit sieben Monaten ist die Sakristei der Nürnberger Lorenzkirche der Arbeitsplatz des 34 Jahre alten Medien- und Veranstaltungstechnikers. "Ich fühle ich mich hier geborgen, fast zu Hause", sagt junge Mann. Es sei der schönste Arbeitsplätze in seinen zwölf Jahren Selbstständigkeit, fügt er an.

Er teilt ihn sich mit dem freiberuflichen Kameramann Hans Batz, der schon für ARD und ZDF gearbeitet hat und für Dokumentationen Preise errungen hat. Der 59-Jährige hat bis zu fünf Kameras für die Online-Sendungen aus St. Lorenz im Einsatz, steigt für Effekte in tiefe Brunnen oder in eine Gondel des Riesenrads auf dem Hauptmarkt, nimmt Details der Steinmetzkunst in den Fokus und folgt den spielenden Händen des Organisten. Nach über einem halben Jahr staunt er immer noch über die Kirche mit ihren Figürchen, Gemälden und der Handwerkskunst. "Da kommt man ganz nah ran, das sieht sonst so keiner."

Beiden Medienprofis hat der Lockdown im März so gut wie alle Aufträge wegbrechen lassen. Das Engagement bei der Lorenzkirche habe ihm das Überleben gesichert, stellt Schatz offen fest. Auch Batz sagt, mit der derzeitigen Auftragslage komme er kaum über die Runden. "Das ist eine Win-win-Situation - wir haben Arbeit und die haben die Online-Andachten."

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Wenn Batz hinter der Kamera und die Pfarrer: von St. Lorenz davor stehen, guckt er mit dem professionellen technischen Blick auf die Andachten. "Ich bin Kameramann, ich muss anständiges Bildmaterial liefern" sagt er. Welche Gedanken die Sprecher über Gott und die Welt formulieren, hört er erst dann, wenn er die fertigen Andachtenproduktionen ansieht. "Dadurch hat sich Vieles in meinem Leben getan", räumt er ein. Immer wieder habe er festgestellt, wie die Worte für seine persönliche Lebenssituation passten.

"In der einen oder anderen Predigt waren Seelentröster oder Hoffnungsschimmer", hat auch sein Kollege Corin Schatz erfahren. Er selbst sei sehr katholisch erzogen, erzählt er, habe aber in den vergangenen Jahren "den Glauben ein wenig vernachlässigt".

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Fast 60 Andachten und 20 Gottesdienste haben sie zusammen gemacht: insgesamt über 1.000 Minuten. In einer der Sendungen schwebt Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein hoch über dem Boden. Sie hat in einer Riesenrad-Schaukel Platz genommen und erzählt den Zuschauern dort vom Leben des heiligen Laurentius. Bereits im trüben Herbst, ein paar Wochen später, sitzt Pfarrer Jan Depner auf einer Kirchenbank vor der Nürnberger Lorenzkirche, hält einen Regenschirm über sich und lässt sich aus einer Gießkanne mit Wasser beregnen. Auf dem Baugerüst in der Kirche klettert Stadtdekan Jürgen Körnlein herum und Religionspädagogin Andrea Felsenstein-Roßberg legt sich für einen Spot auch schon mal längs auf eine Bank.

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Solche Ideen entwickeln sie in Teamwork mit den Theologen, betonen die beiden Medienexperten. Manchmal ergebe sich ein Drehort ganz spontan. Zum Beispiel haben in und um die historischen Handwerkerstühle in der Kirche Voigt-Grabenstein und Depner bei einer kurzweiligen Dialog-Andachten fast schon schauspielerische Fähigkeiten gezeigt.

Schatz freut sich über solche Szenen, weil sie ihm vor Augen führen, wie sich die Videos seit März verändert haben. Anfangs hatten sie es noch mit Pfarrern zu tun, die in die Kamera genauso sprachen, als stünden sie auf der Kanzel. Man merkte wie sehr sie Gemeinde als Ansprechpartner vermissten. Aber die Tipps von Schatz und Batz haben viel bewirkt: Nun sprechen die Prediger ihre Texte eher so, als erzählten sie der besten Freundin. "Es ist schön, dass wir den Pfarrern das Gefühl dafür geben konnten, was stimmig ist und was dem Zuschauer gefällt", stellt Batz fest.

Finanzielle Mittel der Kirche sind begrenzt

"Wir sind inzwischen auch etwas knackiger geworden", fügt Kollege Schatz an. Mit den Video-Andachten erreichten sie eine Klientel zwischen 50 und 70 Jahren, da mache man sich nichts vor. "Vielleicht entsteht aber noch ein anderes Format, dass wir auch für die Jungen machen können", stellt er sich vor.

Da dürfte aber ein Wunsch bleiben. Sie hätten schon erfahren, dass die finanziellen Mittel der Kirche begrenzt seien. Daher würden sie ihre Arbeit derzeit der Lorenzkirche zum Freundschaftspreis anbieten. Nicht gut finden die beiden Hauptberufler aber, dass andere Gemeinden für ihre Video-Andachten die Techniker ehrenamtlich arbeiten ließen. "Die richten da Schaden an", stellt Schatz fest.

Für die Lorenzer Gemeinde möchten die beiden Männer weiter tätig sein. Die Arbeit mit dem Team sei "das Schönste, was ich erleben durfte", sagt der Jüngere. "Ich mach' das auch gerne hier noch ein paar Jährchen länger".