Osnabrück (epd). Die Kernenergie-Expertin und frühere Anti-Atomkraft-Aktivistin Anna Veronika Wendland hat "Fridays for Future" vorgeworfen, aus ideologischen Gründen die Kernenergie zu verteufeln. Durch eine Verlängerung der Laufzeit deutscher Meiler könnten "Dutzende Millionen Tonnen CO2 und Luftschadstoffe eingespart werden", sagte Wendland der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Doch Fridays for Future schweigt dazu. FFF-Sprecherin Luisa Neubauer und andere setzen eine altgrüne Agenda durch."
Wendland sitzt in einem Beirat der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, der sich mit Europa-/Transatlantik-Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigt. Wegen des Atomausstiegs müsse viel länger auf fossile Energie gesetzt werden, um die Lücke bei Wind- und Wasserkraft zu schließen, das sei "die Lebenslüge der Energiewende", sagte die Expertin. "Und Fridays for Future spinnt sie fort. Wer alles fürs Klima ruft, muss sich fragen lassen, ob er wirklich alles will. Alles wäre ein extrem schlagkräftiger Mix aus Kernenergie und Erneuerbaren. Das meint auch der Weltklimarat."
Der Klimawandel sei das Hauptproblem der Menschheit, betonte die Expertin. "Die Gefahren, die von der Atomkraft ausgehen, sind im Vergleich dazu marginal." Die deutschen Atomkraftwerke seien "sicherheitstechnisch extrem robust" aufgestellt und nicht mit Tschernobyl und Fukushima gleichzusetzen. Bezogen auf andere Industrien, an denen Deutschland festhalte, seien "Opfer und Umweltbelastungen aus Kernenergie vergleichsweise gering".