Berlin (epd). In Regierung und Koalitionsparteien geht die Debatte um einen Rechtsanspruch auf Homeoffice weiter. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, bekräftigte am Mittwoch in Berlin den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD): "Das ist, was wir wollen. Das ist unser Angebot an die Union", sagte er. Schneider räumte ein, dass Heil mit seinem Gesetzentwurf über den Koalitionsvertrag hinausgeht. Aber die Welt habe sich weitergedreht, sagte er. Viele Beschäftigte hätten inzwischen Erfahrungen mit dem Homeoffice gemacht. Das Thema bewege die Menschen, sagte Schneider.
Heil setzt weiter auf konstruktive Gespräche in der Regierung. Eine Sprecherin erklärte, das Thema werde auf der Tagesordnung bleiben. Eine Stellungnahme des Kanzleramts zu Heils Entwurf liege inzwischen vor, bestätigte sie, wollte aber keine Einzelheiten nennen. Medienberichten zufolge sieht das Kanzleramt Heils Entwurf als nicht geeignet für die regierungsinterne Abstimmung an. Regierungssprecher Steffen Seibert wiederholte dazu am Mittwoch lediglich seine Aussage vom Beginn der Woche, es werde "noch viel zu beraten sein".
Arbeitsminister Heil will einen Rechtsanspruch auf mindestens 24 Tage mobiles Arbeiten im Jahr einführen, wo es möglich ist. Arbeitgeber sollen den Wunsch nach mehr Homeoffice aus betrieblichen Gründen ablehnen können, müssen ihre Ablehnung aber begründen. Mit dem Gesetz sollen auch der Unfallversicherungsschutz und Arbeitsschutzfragen für das Homeoffice geregelt werden. Bei der Wirtschaft und Teilen der Union stößt der Entwurf auf Ablehnung.
Verschiedenen Studien zufolge ist der Anteil der mobil oder im Homeoffice arbeitenden Beschäftigten in der ersten Phase der Corona-Pandemie auf mehr als ein Drittel gestiegen. Fast die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Küchentisch war zum ersten Mal im Homeoffice. Eine Mehrheit will auch nach dem Ende der Pandemie zeitweilig mobil arbeiten.