New York / Genf (epd). UN-Generalsekretär António Guterres hat vor einem neuen "qualitativen" Wettrüsten mit immer ausgefeilteren Atomwaffen gewarnt. Anstatt umfassend abzurüsten, steckten die Atomwaffenmächte große Summen in die Modernisierung ihrer nuklearen Arsenale, sagte Guterres am Freitag in New York.
Anlässlich einer virtuellen Konferenz der UN-Vollversammlung zur Abschaffung der Atomwaffen betonte der Generalsekretär, dass die neuen Kriegsgeräte immer schneller, zielgenauer und unheimlicher würden. Die Menschheit lebe im Schatten einer nuklearen Katastrophe. Das Überleben des Planeten sei gefährdet.
Er beklagte wachsende Spannungen zwischen den Atomwaffenmächten. Der Mangel an Dialog und die Rivalität zwischen den Staaten erhöhten die Gefahr der nuklearen Massenvernichtungswaffen. Guterres verlangte von den USA und Russland, den New-Start-Vertrag über strategische Atomwaffen zu verlängern.
Im Februar 2021 wird der New-Start-Vertrag auslaufen. Das Abkommen begrenzt die strategischen Atomwaffen der beiden Länder, die mehr als 90 Prozent aller nuklearen Waffen in ihren Arsenalen haben. Falls sich die Kontrahenten nicht auf eine Verlängerung oder ein neues Abkommen einigen, werden keine bilateralen Begrenzungsabkommen über Atomwaffen zwischen den USA und Russland mehr existieren.
Laut Atomwaffensperrvertrag von 1970 dürfen nur China, Frankreich, Großbritannien, Russland (früher: Sowjetunion) und die USA Atomwaffen besitzen, sie verpflichten sich aber, Verhandlungen über eine vollständige Abrüstung zu beginnen. Die weiteren Nuklearmächte Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind keine Mitglieder des Paktes. Die neun Länder zusammen verfügen laut UN über rund 13.400 Atomsprengköpfe.
Im Jahr 2017 einigten sich 122 Staaten auf einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen. Das Abkommen ächtet den Einsatz von Atomwaffen ebenso wie deren Entwicklung, Herstellung, Besitz, Lagerung und Stationierung. Die neun Atommächte lehnen den Pakt jedoch ab.