Berlin, Mexiko-Stadt (epd). Sechs Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten in Mexiko hat die Generalstaatsanwaltschaft (PGR) Haftbefehl gegen Soldaten und Bundespolizisten erlassen. Das erklärte Omar Gómez Trejo, Leiter einer Spezialeinheit für den Fall, am Samstag (Ortszeit). Insgesamt seien 70 Haftbefehle ausgestellt worden, sagte Trejo auf einer Veranstaltung anlässlich des Jahrestags des Angriffs auf die Studenten im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero. Die Anordnungen richteten sich auch gegen lokale Polizisten, Mitarbeiter der damaligen Generalstaatsanwaltschaft und Kriminelle.
Es werde keine Straflosigkeit geben, betonte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador auf der Gedenkveranstaltung. "Wer bewiesenermaßen beteiligt war, wird bestraft", erklärte der Staatschef vor Angehörigen der Verschwundenen. Seine Regierung werde mit der Verfolgung des Falls nicht aufhören, bis die Wahrheit ans Licht gekommen sei.
Die 43 Studenten wurden am 26. September 2014 in der Stadt Iguala in Guerrero von Polizisten und Mitglieder der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" verschleppt und sind seitdem nicht mehr aufgetaucht. Sechs weitere Personen wurden bei dem Angriff getötet, einige schwer verletzt.
Die damalige Bundesregierung erklärte den Fall bereits nach wenigen Monaten für aufgeklärt. Demnach seien die Männer auf einer nahe gelegenen Müllhalde verbrannt worden. Die Beteiligung von Bundespolizisten und Soldaten schloss die PGR kategorisch aus. Die Angehörigen und internationale Experten bezweifelten diese Version. Vieles spreche dafür, dass auch das Militär und Bundespolizisten verwickelt gewesen seien.
López Obrador erklärte bei seiner Amtsübernahme 2018, er werde dafür sorgen, dass der Fall vorbehaltlos aufgeklärt werde. Die Strafverfolger fahnden inzwischen auch nach den damaligen Leiter der polizeilichen Ermittlungen bei der PGR, Tomás Zerón.
Anlässlich des Jahrestags gingen in Mexiko-Stadt zahlreiche Demonstranten für die Aufklärung des Verbrechens auf die Straße und forderten" "Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück." In Mexiko gelten mehr als 73.000 Menschen als verschwunden.