Duisburg, Brüssel (epd). In der Diskussion um die Neugestaltung der Asyl- und Migrationspolitik in der Europäischen Union fordert die Kindernothilfe einen stärkeren Fokus auf den Schutz und die Bedürfnisse von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Bei der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen müsse das Kindeswohl immer an erster Stelle stehen, erklärte die Organisation am Donnerstag in Duisburg. Dafür seien rechtsstaatliche Verfahren ohne Kriminalisierung und traumatisierende Lager notwendig. "Der unbedingte Schutz der unbegleiteten Kinder und Jugendlichen ist für die Kindernothilfe alternativlos", betonte Vorstand Carsten Montag.
Die Kindernothilfe begrüße zwar, dass die EU-Kommission eine nachhaltige Migrationslösung anstrebt. Allerdings setze die Kommission mit ihren Plänen weiterhin auf EU-Asylzentren an den Außengrenzen, zum Zweck schneller Verfahren und Abschiebungen. "Dies hat schon in der Vergangenheit nicht funktioniert, vor allem fehlt dadurch jede Möglichkeit für geordnete, rechtsstaatliche Verfahren", kritisierte Montag. Die rechtliche Unterstützung von Kindern und ihren Familien und eine kindgerechte Beratung der unbegleiteten Minderjährigen könnten so nicht gewährleistet werden.
Die EU-Kommission hatte am Mittwoch die Pläne für ein neues Asylsystem vorgestellt. Es soll die Verantwortung für Schutzsuchende besser verteilen, sieht aber keine verpflichtende Umverteilung auf alle Mitgliedstaaten vor. Asylbewerber sollen an den EU-Außengrenzen registriert werden. Während abgelehnte Bewerber direkt abgeschoben würden, könnte für die anderen Antragsteller eine Verteilung auf andere EU-Staaten folgen. Diese sollen laut Kommission freiwillig Menschen übernehmen.