Beim sogenannten Zukunftsforum diskutierten am Freitag rund 500 Delegierte aus den 20 evangelischen Landeskirchen über Veränderungsvorschläge und neue Perspektiven. Der Digitalkongress sei ein großes Experiment, sagte die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer. Man stehe innerhalb der EKD aber erst am Anfang von großen Veränderungen, die in den nächsten Jahren auf die Kirche zukämen.
"Wir fragen, womit beschäftigt sich die Kirche und wofür gibt sie ihr Geld aus in den kommenden Jahren", sagte Schwaetzer. Auf der Synodentagung im November sollen unter anderem elf Leitsätze für die Kirche der Zukunft diskutiert werden. Grund dafür sind sinkende Mitgliederzahlen und fehlende Einnahmen aus der Kirchensteuer. Bis 2060 könnte sich die Zahl der Kirchenmitglieder und die Finanzkraft der Kirchen halbieren.
Bedford-Strohm sieht "starken Veränderungswillen"
"Ich spüre einen starken Veränderungswillen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Der qualitativen Studie zufolge sind 80 Prozent der Befragten bereit für Veränderungen. Doch obwohl die leitenden Kirchenmitarbeiter die Entwicklung der Kirche in den vergangenen 25 Jahren überwiegend als positiv einschätzten, sei sie noch weit entfernt von einem Erfolgskonzept für die Zukunft. Die Befragten waren laut Untersuchung außerdem skeptisch, ob die Kirche mit dem Tempo der gesellschaftlichen Veränderung Schritt halten kann.
Bei dem Kongress, der wegen der Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie auf einen Tag verkürzt wurde, wurden Hunderte Ideen etwa für eine verbesserte Verwaltung in den Kirchengemeinden gesammelt, aber auch Vorschläge gemacht, wie die Kirche den Menschen wieder näherkommen kann.
Für die Befragung wurden 450 Angehörige der Mittleren Ebene aus den Landeskirchen eingeladen, sich im Februar und März 2020 in ein- bis zweistündigen Interviews zu beteiligen. Letztlich flossen 87 Interviews in die qualitative Studie des Bremer Instituts "nextpractice" ein.