Evangelische Kirche dringt auf europäische Lösung nach Brand in Moria

Gebet nach dem Brand in Moria
©Socrates Baltagiannis/dpa
Ein Mann betet am Morgen nach dem Brand am Rande einer Straße in der Nähe des ausgebrannten Flüchtlingslagers Moria.
Evangelische Kirche dringt auf europäische Lösung nach Brand in Moria
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der evangelische Migrationsexperte, Manfred Rekowski, haben nach dem verheerenden Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos eine schnelle europäische Hilfe angemahnt.

Europa habe es versäumt, sich auf einen gemeinsamen Weg in der Flüchtlingspolitik zu verständigen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstag). Deshalb müsse jetzt schnell gehandelt werden. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft müsse umgehend eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder finden. "Wenn das nicht möglich ist, muss Deutschland mit den Ländern, die dazu bereit sind, vorangehen", sagte Bedford-Strohm.

In der Nacht zum Mittwoch hatte ein Feuer große Teile des mit mehr als 12.000 Menschen völlig überfüllten Lagers auf Lesbos verwüstet. Wie die offenbar mehreren Brände entstanden, war zunächst unklar. Berichte über Verletzte oder Tote lagen zunächst nicht vor.

Im Flüchtlingslager Moria waren mehrere Brände ausgebrochen. Migranten versuchten sich und ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen.

Bedford-Strohm sagte, wenn Europa sich auf gemeinsame christliche Grundwerte berufe, dann stehe das Abschotten gegen Menschen in Not in klarem Widerspruch dazu. Er verwies auf eine gemeinsame Erklärung der evangelischen Bischöfinnen und Bischöfe an den Bundesinnenminister vom Mittwoch. Darin riefen die leitenden Geistlichen den Bundesinnenminister auf, die Angebote von Bundesländern und Kommunen anzunehmen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen. 

Rekowski: "Jetzt ist Zeit zu handeln"

Der evangelische Migrationsexperte Manfred Rekowski fordert die Europäische Union und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zu einem Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik auf. Der EU sei es trotz vielfacher Warnungen, auch aus den Kirchen, nicht gelungen, "die Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Donnerstagmorgen im WDR-Radio. "Jetzt ist Schluss. Jetzt ist Zeit zu handeln."

09.09.2020, Griechenland, Lesbos: Unbegleitete Kinder steigen auf dem Flughafen Mytilene auf Lesbos in ein Flugzeug. Im Namen der Europäischen Union hatte Innenkommissarin Johansson zugestimmt, den unverzüglichen Transfer und die Unterbringung der verbleibenden 400 unbegleiteten Kinder und Jugendlichen aufs Festland zu finanzieren.

Auch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) rief die Europäische Union dazu auf, den "Hotspot"-Ansatz in der Flüchtlingspolitik zu beenden. Es handele sich bei der aktuellen Situation auf Moria um eine Katastrophe, die zu erwarten war, sagte der Generalsekretär der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa, Torsten Moritz, am Mittwoch in einem Video auf Twitter. Die Geflüchteten müssten dringend aus dem Lager auf europäisches Festland gebracht werden.

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